Eulenspiegel (Nestroy)

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Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Eulenspiegel oder Schabernack über Schabernack
Goddung: Posse mit Gesang in vier Akten[1]
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Till Eulenspiegel von Matthäus Stegmayer
Musi: Adolf Müller senior
Eascheinungsjoar: 1835
Uaauffiahrung: 22. Aprül 1835
Oat vo da Uaauffiahrung: Theater an der Wien in Wean
Personen
  • Hermann von Nelkenstein, Gutsherr
  • Heinrich, sein Jäger
  • Specht, Amtsvogt im Marktflecken Nelkenstein
  • Dorothea, seine Tochter
  • Mehlwurm, ein reicher Müllermeister
  • Lenchen, sein Mündel
  • Cordula, seine Schwester, Witwe
  • Natzi, ihr Sohn
  • Eulenspiegel, ein Vagabund
  • Peppi, Magd im Hause des Müllers
  • Johann, Friedrich, Bediente im Schlosse
  • Steffel, Sebastian, Hausknechte im Schlosse
  • Hans, Jakob, Mühlknechte
  • Dienerschaft auf dem Schlosse, Mühlknechte, Pursche und Mädchen aus Nelkenstein

Eulenspiegel oder Schabernack über Schabernack is a Poss'n mit G'saung in vier Akt' vom Johann Nestroy. Aum 22. Aprül 1835 håt des Stückl zum Vorteile des Komikers Johann Nestroy im Theater an der Wien Premiere g'håbt.

Inhoit[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Da Müllamasta Mehlwurm wüll sei Mündel Lenchen söwa heirat'n, obwoi dee und da Jaga Heinrich inanaunda valiabt san. Då trifft da hintafotzate Vagabund und Intrigant Eulenspiegel im Moaktfleck'n ei':

Wenzel Scholz als Eulenspiegel
„Aber ganz ohne Geld leb'n wie i,
Dazu g'hört sich schon ein Genie.“ (Erster Aufzug, achter Auftritt)[2]

Wia da Mehlwurm in Heinrich mit'n Lenchen dawischt und ausseschmeisst, vaspricht da Eulenspiegel, dass ea dene Valiabt'n hölf'n wiad und låsst se ois Müllaknecht aungaschia'n. Da oid'n Cordula geg'nüwa gibt a se ois valiebta vakleideta Marquis aus. Dem Gutsherrn dazöhlt da Heinrich von seina unglücklich'n Liab'. Wia da Nelkenstein heat, da Eulenspiegel warat doda und mechtat sei'm Jaga zua Braut vahölf'n, packt eahm da Eahgeiz. Ea wett', dass ea mit seina List dabei früacha an Eafoig hau'm werat, owa da Eulenspiegel låcht eahm hintarrücks aus:

„Bild't sich der alte Herr von Nelkenstein ein, er wir die Sach' pfiffiger anstellen als ich, das ist der Müh' wert! Na, es is ihm zu verzeihn; es is ja heutzutag' die herrschende Krankheit, daß gar so viel Leut' an der Einbildung leiden.“ (Zweiter Aufzug, sechster Auftritt)[3]

Da Natzi bewåcht des Lenchen im Auftråg vom Mehlwurm und von da Cordula auf Schritt und Tritt, owa de listiche Peppi lenkt eahm oh'. Da Heinrich wiad in an präpariat'n Möhlfass'l in de Mühl' bråcht, damit ea se mit'n Lenchen treff'n kau, wiad owa entdeckt und vajauckt. Da Nelkenstein håt inzwisch'n irrtümli de Cordula entfüah'n låss'n, de was a füa's Lenchen g'hoit'n håt. Da Eulenspiegel bringt ollas so weit duachanaunda, dass schließlich da Mehlwurm, dea wo in Heinrich in Mühlbåch weaf'n låss'n mecht, z'weg'n dera geplant'n Gewoittåt arretiat wiad. Da Nelkenstein muass jetzt'n eisech'n, dass ea gegan Eulenspiegel kan Eafoig hå'm kau, owa ea is gean bereit, dera Hochzeit vom Heinrich und vom Lenchen zuaz'stimma. Da Mehlwurm muass si zuanich damit aa eivastaund'n eakläa'n:

„Sie sollen sich heiraten – ich geb' mein Jawort! – Ja! Ja! Ja! – aber jetzt laßt's mich hinaus, damit ich vor Gall' zerplatzen kann.“ (Vierter Aufzug, einundzwanzigster Auftritt)[4]

Weaksg'schicht'[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Vamutli zum eascht'n Moi håt da August von Kotzebue den voikstümlich'n Till Eulenspiegel in a reine Poss'nfigua vawaund'lt, und zwoa in sein' Stückl Eulenspiegel. Ein dramatischer Schwank in einem Akt und in zwanglosen Reimen, druckt im 4. Joahrgaung vom Almanach dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande, Berlin 1806. Doda is da Eulenspiegel da dumme, jed'n Beföhl wöatlich nehmate und daduach sinnlos måchate Diena von an Quacksoiba. Des Thema vom oid'n Vuamund, dea wo sei reich's und scheen's Mündel söwa heirat'n mechtat, kummt da drin aa scho vua, olladings kennan des schlaue Madl und da Liabhåwa ohne in Eulenspiegel sei Hülf' den Vuamund üwalist'n.

In Nestroy sei Stückl håt olladings den Till Eulenspiegel vom Matthäus Stegmayer (1771–1820) ois Vualåg, des wås in dera Traditeaun vom Hanswurst aus'n Alt-Wiener Volkstheater z'Haus is. Zwoa woa in Stegmayer sei Weak – Uaauffüahrung Aufaung 1808 – zum Nestroy seina Zeit scho beinåh vagess'n, a Manuskript von dem Weakl aus'm Besitz von da Östarreichisch'n Nateonäubibliothek håt owa beim Textvagleich bewies'n, dass da Nestroy den Text då draus häufi beinåh unvaändat üwanumma håt. Olladings håt a in Stegmayer sei „Ritterlustspiel“ ins büagaliche Milieu üwatråg'n, aus'n Ritter von Bärenburg måcht ea in Herrn von Nelkenstein, de Knapp'n wea'n zu Bediente und da Buagvogt zum Föaschta. De Szene, wo da Bärenburg in Till üwatrumpf'n mecht, is aa üwanumma wua'n, vom Nestroy olladings stått da reinan Eazöhlung in da Vualåg ausfüahlich auf da Bühne doag'stöllt wua'n. Den vom Komika Anton Hasenhut (1766–1841), dem Schöpfa vom Thaddädl, g'spült'n dumman Buam Hans håt ea ois Natzi gaunz auf sei spülarischen und köapalichen Oat aupasst, so wia'r aa da Eulenspiegel auf'n dick'n Wenzel Scholz zuag'schnitt'n wua'n is.

Da Nestroy håt in Natzi, da Wenzel Scholz in Eulenspiegel, da Friedrich Hopp in Aumtsvogt Specht, da Franz Gämmerler in Jaga Heinrich, da Ignaz Stahl in Mülla Mehlwurm, in Nestroy sei Lebensgefährtin Marie Weiler de Magd Peppi g'spült. Da Nestroy und da Scholz hau'm eahnare Roi'n insgesaumt rund 160moi bråcht, solaung's hoit gemeinsaum auftret'n hau'm kenna.

A Origenäumanuskript vom Nestroy mit zuasätzliche Einlågblätta liegt in da Wienbibliothek im Rathaus auf. Auf'm Tit'lblattl von dem Manuskript is Till Eulenspiegel duachg'strich'n und duach Eulenspiegel oder Schabernack über Schabernack easetzt g'wes'n. De Origenäupartitur vom Adolf Müller is in da Musiksammlung von da Wienbibliothek im Rathaus (Signatur MH 695).[5]

Zeidungskritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

In Nestroy sei Poss'n håt bei da Kritik a duachaus untaschiedliche Beuateulung g'håbt, wia zwaa Beispüla zeig'n:[6]

In da Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle aum 24. Aprül woa zum les'n:

„Wer da weiß, wie schwer es ist, Sagen und Märchen, welche im Mund edes Volkes leben, effektvoll auf das Theater zu bringen, der wird Herrn Nestroy zu rühmen bedacht sein; er ist des Stoffes Meister geworden, hat den verschlagenen, lustigen Till auch im neuen Gewande treu hingestellt und nebenbei so viele hübsche Sachen eingewoben, daß es eine Lust ist, des ‚kecken Jungen‘ verschmitzte Streiche zu beschauen.“

Ausdrücklich g'lobt san de Doastölla wua'n, oi'n vuarau da Wenzel Scholz ois Eulenspiegel, de Madame[7] Fehringer ois köstliche Cordula und da Nestroy mit seina gelunganan Neb'nroi'n ois Natzi; eb'nfois eawähnt wua'n is des bummvolle Haus und da große Eafoig beim Publekum.

Weniga freindli woa de Kritik in da Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode vom 28. Aprül scho bei da Inhoitsaugåb':

„Hier gilt es, dem Jäger Heinrich zu seinem Lenchen zu verhelfen und dem Müller Mehlwurm zu überlisten. Es wird deshalb ein Faß zweimal auf die Bühne gewälzt, ein paar Verkleidungen ausgeführt, eine alte Schwester des Müllers durch ein Liebesverhältnis genarrt, eine Entführung verabredet u. dgl. Es werden ein paar matte Couplets und ein Quodlibet-Duett gesungen, per ogni buon evento[8] wird noch beiher[9] mit einem Herrn von Nelkenstein gewettet und zuletzt dem alten Mehlwurm glücklich die Einwilligung abgezwungen.“

De Doastöllung vom Nestroy und vom Scholz san zwoa g'lobt, da letztare olladings z'weg'n seina net zu eahm passat'n Roi'n bedauat, de Aufnauhm' beim Publekum ois zwiaspåltich beschrieb' wua'n.

Spätare Fåchkritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Da Otto Rommel vameakt, dass da Nestroy in seine „Dummenjungenrollen“ – da Dalkopatscho in Der gefühlvolle Kerckermeister, da Natzi im Eulenspiegel, da Tiburtius Hecht in Der Affe und der Bräutigam, da Blasius Rohr in Glück, Mißbrauch und Rückkehr, da Willibald in Die schlimmen Buben in der Schule, und aundare – net duach a naive Doastöllung von da oitassbedingt'n Bleedheit, sundan duach'n Kontrast zwisch'n dem G'sågt'n und dera Oat, wia'r a's sågt, b'sundas komisch g'wiakt håt. Da Rommel zitiat an Berlina Kritika, dea wo aunlässlich von an Gåstspül vom Nestroy üwa den Natzi g'schrieb'n håt:

„Nie sah ich einen dummen Jungen geistreicher dargestellt.“

In dem Weak hättat da Nestroy de Hauptfigua Eulenspiegel, dea wo außa'm Nauman nix mit'm bekaunnt'n Typ'n zum tuan håt, ois lustich'n Vagabund'n, ois Tausendsassa, dea wo des Intrigia'n berufsmäßich betreibt, zeichn't. De Haundlung und de Neb'nfigua'n warat'n vom eisanan Typ'n-Repertoire vom Alt-Wiener Volkstheater und dera no älta'n Harlekinad' aus'buagt wua'n.[10]

Ähnli uateut aa da Helmut Ahrens: Da Nestroy hättat mit'm Eulenspiegel, an Wunsch von sein Direkta Carl Carl entsprech'nd, a leicht's, untahoitend's, volkstümlich's, simples Måchweak g'schrieb'n, gaunz nåch'm G'schmåck vom Publekum. Da Eulenspiegel hättat wenich mit dera Figua aus da Voikssåg' z'tuan, ea liegat vümeah in dera Linie vom Hanswurst und vom Kasperl. Und da launge, schlaksiche Nestroy ois Bua in ana kuaz'n Hos'n und an üwagroß'n G'waund tät alla scho daduach komisch wiak'n. Da Nestroy warat in da Låg' g'wes'n, nua duach sei Mimik an nichtssågend'n Såtz in an treffend'n Witz zum vawaund'ln.[11]

Genau so deitli hau'm's aa da Fritz Brukner und da Rommel in eahnara historisch-kritisch'n Nestroy-Ausgåb' foamuliat:

„Weder Stegmayers noch Nestroys Eulenspiegel haben noch irgend einen Zusammenhang mit dem Eulenspiegel des Volksbuches. Sie sind einfach Intriganten vom Stamme Arlecchino − Sganarelle − Hanswurst − Käsperle.“[12]

Text[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  • Da Text auf zeno.org (ohg'ruaf'n aum 24. Septemba 2014)

Literatua[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe in fünfzehn Bänden, neunter Band, Verlag von Anton Schroll & Co, Wien 1927, S. 81–174 , 539–567.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.

im Netz[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Beleg[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  1. im Text schreibt da Nestroy olladings imma Aufzug
  2. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 89.
  3. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 117.
  4. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 174.
  5. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 539–540.
  6. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 559–563. (für das gesamte Kapitel Zeitgenössische Rezeption)
  7. Mad. (Madame) is de Åbkürzung füa de vaheirat'n Schauspülarinna; Dem. oda Dlle. (Demoiselle = Fräulein) woa de seinazeit übliche Bezeichnung von de unvaheirat'n Damen im Ensemble
  8. per ogni buon evento = füa a jede guate Vaaunstoitung (italienisch)
  9. beiher = oidatümli füa nebenbei
  10. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. XL, XLIX.
  11. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 168–169.
  12. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 559.