Heimliches Geld, heimliche Liebe

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Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Heimliches Geld, heimliche Liebe
Goddung: Posse mit Gesang in Drey Acten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Au Jour le Jour von Frédéric Soulié
Musi: Carl Binder
Eascheinungsjoar: 1853
Uaauffiahrung: 16. März 1853
Oat vo da Uaauffiahrung: Carltheater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: (kane Augåb'n, nåch'n Text kaunn a Weana Vuastådt aug'numma wea'n)
Personen
  • Herr von Makler[1], Speculant[2]
  • Hortensia, seine Frau
  • Frau von Lärminger, Kupferschmiedemeisterin, Witwe
  • Marie, ihre Stieftochter
  • Herr von Flau, deren Vormund
  • Peter Dickkopf, vormals Krämer[3]
  • Casimir Dachl, sein Stiefsohn, Kupferschmiedgeselle im Hause der Frau v. Lärminger
  • Franz Glimmer sein Neffe, Kupferschmiedgeselle (w.o.)
  • Pemperer, Werckführer (w.o.)
  • Leni, seine Tochter, Köchinn (w.o.)
  • Jacob, Kupferschmiedgeselle (w.o.)
  • Nazl, Kupferschmiedlehrling (w.o.)
  • Theres, Wirtschafterin (w.o.)
  • Frau Körbl, Kräutlerin,[4] Witwe
  • Gottfriedl, ihr Sohn
  • Pfanzer, Hausmeister
  • Regerl, sein Weib
  • Dorothe, Nettl, Köchinnen
  • Bittmann, ein Hausarmer[5]
  • Staub, Comptoir[6]-Diener bey Herrn v. Makler
  • Niklas, Bedienter bey Herrn v. Makler
  • ein Notar
  • erste, zweyte, dritte Köchin
  • Kupferschmiedgesellen

Heimliches Geld, heimliche Liebe is a Posse mit Gesang in Drey Acten vom Johann Nestroy. Des Stückl is 1853 vafåsst und aum 16. März von dem Joahr als Benefizvuastöllung füa'n Dichta söwa zum eascht'n Moi aufg'füaht wua'n. Es is scho bei dera Easchtvuastöllung duachg'foi'n und drum scho nåch da zweit'n Auffüahrung aum näxt'n Tåg aus'n Spüiplan g'strich'n wua'n.

Inhoit[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Der råchsüchtiche ehemåliche Krauma Dickkopf intregiat, lüagt und betrüagt, um daduach oll'n Leut'n des Göid aus'n Såck zum ziach'n. Ea spüit in bedauansweat'n oid'n Mau, weul a Mitleid erreg'n mechtat:

„So a G'schäft lass ich mir g'fall'n; Geld und Rache – was kann sich ein guter, armer Greis mehr wünschen!“ (I. Act, 5te Scene)[7]

Da Makler und da Flau woi'n de Marie aun an Flau sein Buam vaheirat'n, obwoi de in' Franz valiabt is. Da Dickkopf föischt Briaf', um in Casimir sei hamliche Liabschåft mit da Leni zum zastöa'n und eahm aun de reiche Kupfaschmiedin Lärminger zum vakupp'ln. Aussadem sågt a, da oide Lärminger hättat eahm vua sein Tod um an Lotterieg'winn betrog'n, wås ausnauhmsweis sogoa stimmt. Da schlaue Casimir eakennt schließli des beese G'spüi vom Dickkopf, eafoaht aa no von da untaschlåganan Eabschåft von seina Muada, und kaunn daduach olle Intrig'n aufdeck'n:

„Von Ihnen wird niemand sagen ‚das ist ein Verbrecher!‘ sondern ‚das ist ein Narr!‘ – 's wird heißen: ‚die Entwendung war zu plump, mein Himmel, er is alt und schwachsinnig – was macht man mit ihm? – sperr'n wir'n halt –‘ [in Narrenthurm][8]“ (III. Act, 22ste Scene)[9]

Zum Schluss håt da Dickkopf ausg'spüit – eahm bleibt nix von sein hamlich'n Göid, ea muass si mit seina hamlich'n Liab, da Kräutlarin Körbl, z'fried'n gebn:

„Von allen meinen Plänen bleibt nichts als eine Kräutlerin.“ (III. Act, 28ste Scene)[10]

Weaksg'schicht'[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

In Nestroy sei letzt's Stückl Kampl is bereits a Joahr z'ruck g'leg'n, wia'r a des Weak zua'r Auffüahrung bråcht håt. A Vualåg is von eahm net g'naunnt wua'n, so dass eascht vüile Jahrln späta in Nestroy sei Quöi'n festg'stöit wea'n håt kenna. Es woa da Roman Au Jour le Jour (Von Tag zu Tag) vom Frédéric Soulié (1800–1847), in 27 Fuatsetzungan vom 28. Dezemba 1843 bis zum 10. Februar 1844 in dera Parisa Tågeszeidung Journal des Débats,[11] und 1844 daunn ois Buach easchienan.[12] Es håt zwaa Üwasetzungan ins Deitsche aus' gleich'n Joahr geb'n; ob da Nestroy ane davau kennt oder den Text söwa üwasetzt håt, kaunn nimma festg'stöit wea'n. Tåtsåch is, dass da Dichta duachaus seine französesch'n Vualåg'n söwa üwasetz'n håt kenna, aa woa'r a von de Schwiarichkeit'n net g'schreckt, an Krimenäuroman, dea wo de Gschicht Tåg füa Taåg dazöiht, ois Poss'n zum dramatesia'n.

Uaschprüngli håt da Nestroy ois Tit'l Rache oda Rächer im eascht'n Entwuaf vameakt. Da Roman håt eahm aa wenicha'r ois Vualåg füa de Bühnanfåssung dient, sundan eha ois freie Ideen-Fundgruab'n. Des untaschiedliche Publekum bei'm Feuilleton (Großbüagatum und niadara Åd'l) und bei da Vuastådtposs'n håt si in Nestroy seina Ändarung von de Roi'n zeigt: de Herr'n von Makler und von Flau vatret'n des bessare Büagatum, de Frau von Lärmingen, de Marie, da Pemperer, da Franz, da Casimir, da Dickkopf, da Körbl, da Pfanzer und de Leni 's Klaabüagatum und in Haundweakastånd, da Bittmann de untaste Schicht. De Roman-G'söischåft is gleichmäßich ohne Staundesüwaschreitungan, de von da Poss'n wesentli vüischichticha, Staundesüwaschreitungan wea'n net ois unmegli g'sehg'n. Aa da Salaun ois Schauplåtz vom Roman wiad in Nestroy seina Poss'n in Vuazimma, B'suachazimma, Hausmastawauhnung, Kabinett und klaane Neb'nräum' aufteuit.

Da Nestroy håt in Casimir Dachl, da Wenzel Scholz in Peter Dickkopf, da Alois Grois in Pemperer und de Elise Zöllner dem sei Tochta Leni g'spüit.[13]

Des eig'nhändiche Manuskript vom Nestroy mit Korrektuavameak is vuahaund'n, es föih't då drin des Couplet mit'n Monolog vom I. Act, 16te Scene.[14] Des Couplet, 's Auftrittsliad vom Casimir, gibt's in ana b'sundan Haundschrift in zwaa zaschnittane und wieda z'saummpasste Stückln.[15]

De eig'nhändiche Partetua vom Carl Binder is vaschoi'n, es exestiat nua'r a Åbschrift von ana fremd'n Haund füa's Couplet vom II. Act, 6te Scene.[16]

Zeidungskritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

De Aufnauhm' duach's Publekum und de Kritik woa recht ungünstich. De Grind' dafüa woa'n a g'ändate Eistöllung zua Voiksbühne, da Waund'l vom G'schmåck, de Konkurrenz duach aundare Untahoitungsmeglichkeit'n, wia beispüisweis da Ziakus, und de gaunz aundare Sicht auf'n Untaschied zwisch'n „lusticha“ Poss'n und „eanst'n“ Voiksstückl. Des letztare Problem zeigt si stoak in da negativ'n Aufnauhm von da Scholz-Roi'n ois Peter Dickkopf, wo'r a beesoaticha Charakta gleichzeitich hamuavoi auf de Bühne kumma soitat. Drum is aum 17. März des Stückl z'weg'n da schlecht'n Aufnauhm' bei da Easchtauffüahrung nåch nua zwaa Auffüahrungan wieda aus'n Spüiplan g'numma wua'n.

Der Wanderer håt aum 17. März 1853 (Nr. 124) g'schrieb'n:

„Die Schwierigkeiten der modernen Volksbühne treten nie deutlicher hervor, als wenn es sich zeigt, wie selbst die routiniertesten, mit allen Wechselfällen des dramatischen Lebens längst vertrauten Dichter, wie Nestroy, selbst nicht immer mit Sicherheit den gewohnten Erfolg zu fesseln vermögen.“[17]

Des Fremden-Blatt (Nr. 65) vom gleich'n Tåg woa'r eb'nfois unfreindlich und håt sogoa „das schärfste Verdammungsurtheil“ (Zitat) gengan Direkta Carl Carl ausg'sproch'n, weu dea'r aun da missglückt'n Auffüahrung de Hauptschuid trågat. Der Humorist (Nr. 63) vom Nestroy sein Feind Moritz Gottlieb Saphir håt de Vuastöllung a „klägliches Ereignis“ (Zitat) g'nennt und dazua aum 18. März (Nr. 64) g'maant:

„Herrn Nestroys neues Stück: ‚Heimliches Geld, heimliche Liebe‘ ist vielleicht das schwächste Erzeugniß, welches aus der Feder dieses sonst so beliebten und gewandten Autors hervorging. […] die Composition dieser Handlung steht jedenfalls tief unter der Kritik.“[17]

A schoafe Kritik aun da Zeichnung von de haund'lnd'n Peasaunan is in dem Artikel deitli g'måcht wua'n:

„Ein so unvergleichlicher Ausbund von alberner Schlechtigkeit, wie Herr Scholz [Dickkopf] ihn diesmal repräsentiert, kann unter keiner Bedingung komisch behandelt werden. […] Gegenüber seinem entarteten Stiefvater repräsentiert Herr Nestroy [Casimir] weder die Ehrlichkeit noch die Pfiffigkeit, noch trägt er die heitere Laune eines guten Gewissens zur Schau; er stellt eine durch und durch nichtige Gestalt dar, ohne Kern und ohne Leben […]“[17]

Spätare Fåchkritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Bei da Barbara Rita Krebs is zum les'n, dass Heimliches Geld, heimliche Liebe zu de fünf aum äagst'n duachg'foillanan Stückln vom Nestroy zöiht, de via'r aundan warat'n Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus (1834), Eine Wohnung ist zu vermiethen in der Stadt (1837), Nur Ruhe! (1843) und Die lieben Anverwandten (1848) g'wes'n.[18]

De Frau Krebs stöit fest, dass in Nestroy sei schoafe Kritik aun ana G'söischåft, in dera si ollas ums Göid draht, des Publikum direkt troff'n håt. De damois in de Vuastådttheata hauptsächli vatretanan Grupp'n woa'n de Großbüaga und de Göidaristokratie – des „afåche Voik“ håt si de g'stieganan Koat'npreis' kaum meah leist'n kenna – und de hau'm si duachaus z' Recht ois Züi von dera Kritik g'sehg'n. Des G'füih woa'r außadem duach de realistische Doastöllung so groß, dass „ein Empfinden von Komik [sich] quasi von selbst verbot“ (Zitat). Dea des Publekum aussadem störata Punkt woa de Besetzung von da negativ'n Hauptfigua von dem Stückl, in Peter Dickkopf, de Vaköaparung von olle schlecht'n Eig'nschåft'n von dera G'söischåftsschicht und dea wurat ausg'rechn't vom Publekumsliabling Wenzel Scholz g'spüit. Da Nestroy woa'r in soichane Roi'n scho früacha zum sehg'n g'wes'n (beispüisweis da Rochus Dickfell in Nur Ruhe!), owa'r in Scholz woittat ma nua'r ois hoamlos'n Untahoitungs-Komika auf da Bühne daleb'n.[19]

Text[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Literatua[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0, S. 335–336.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe. achter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926, S. 1–128, 520–555.
  • Jürgen Hein (Hrsg.): Johann Nestroy; Stücke 32. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner/Walter Obermaier/W. Edgar Yates: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien/ München 1993, ISBN 3-224-16909-5.
  • Barbara Rita Krebs: Nestroys Misserfolge: ästhetische und soziale Bedingungen. Diplom-Arbeit, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, Wien 1989.

im Netz[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Beleg[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  1. Makler = Vamittla in Göid- und Haund'lssåch'n; sschaug bei  Franz Funk: Das Büchlein von den Geldkupplern, Zubringern, Unterhändlern, G'schaftelbergern, Mäklern oder Sensalen. Wien 1848 (Volltext in da Google Buachsuach).
  2. Speculant = ana, dea wo si z'weg'n an hoch'n Gewinn in unsichare G'schäft' eilåsst
  3. Krämer = (Leb'nsmitt'l-)Klaahändla
  4. Kräutlerin = weanarisch füa G'miashändlarin, de wo daumois in Wean aa Dienstbot'n vamittelt hau'm
  5. Hausarmer = in Wean woa des daumois a Bedla, dea wo net öffentlich bed'lt håt, sundan von Private untastützt wua'n is
  6. comptoir = französesch: Büro-, Kass'n- oder G'schäftszimma
  7. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 11.
  8. Narrenthurm = schaug bei Narrenturm
  9. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 95.
  10. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 102.
  11. Eitråg im franzöeschspråchig'n Artikel „Journal des débats“
  12. Inhoitsaugåb von dem Roman in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 114–118.
  13. Faksimile vom Theatazedl in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 270.
  14. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.427.
  15. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 213.821 und 94.314.
  16. Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Signatur s.m. 8485.
  17. 17,0 17,1 17,2 Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 32. S. 178–181.
  18. Barbara Rita Krebs: Nestroys Misserfolge. S. 9–10.
  19. Barbara Rita Krebs: Nestroys Misserfolge. S. 98–99.