Lohengrin (Nestroy)

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Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Lohengrin
Originaltitl: Oper der Zukunft[1], Lohengrin
Goddung: musikalisch-dramatische Parodie in vier Bildern
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: „Lohengrin“ von Richard Wagner
Musi: Carl Binder
Eascheinungsjoar: 1859
Uaauffiahrung: 31. März 1859
Oat vo da Uaauffiahrung: Carltheater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt trotz aller Zukunft[1] in der Vorzeit an den Ufern der niederländischen Gebirge.
Personen
  • Hanns der Gerechte, Mark- und Gaugraf von Vogelsingen
  • Lohengrin
  • Elsa von Bragant
  • Pafnuzi, Erbe von Bragant, ihr Bruder
  • Ritter Mordigall von Wetterschlund
  • Gertrude, hohe Rittersfrau und niederländische Hexe, Mordigalls Gemahlin
  • der Hinundherrufer des Mark- und Gaugrafen
  • Zukunftsritter samt ihren Zukunftsfrauen[1], darunter einige Vergangenheitsdamen, div Fräuleins, Pagen, Knappen, Knechte, Volk und Trompeter

Lohengrin, aa Oper der Zukunft[1], Lohengrin, is a musikalisch-dramatische Parodie in vier Bildern vom Johann Nestroy. Des Stückl parodiat de Opa Lohengrin vom Richard Wagner und is in Nestroy sei zweit's soichanes Weak nåch'n Tannhäuser.

Inhoit[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Da Mordigall, aufg'stach'lt von seina Gattin Gertrude, behaupt', dass de Elsa iah'n Bruadan, in Pafnuzi, umbråcht hättat. Se soi den Buam im Gebiag' eamoadet und de Leich' vaschwind'n hau'm låss'n:

„In einer Nacht, feucht, neblig, kalt und düster,
Da gingen ins Gebirg‘ die zwei Geschwister, –
Da fand den Tod Pafnuzi – die Geschicht‘ wird immer düsterer –
Abmurxte[2] die eigne Schwester ihren Bruder und ‚Geschwisterer‘.“ (Erstes Bild, erste Szene)[3]

De Elsa vateidicht si vageblich und ruaft schliaßlich an unbekaunnt'n Ritta zua Hüif', dea wo füa sie in an Gottesuateu gengan Mordigall kämpf'n soi. Da Lohengrin kummt auf an Wag'l, des wås von an Lampal zog'n wiad, und is bereit, füa sie zum kämpf'n. Ea g'winnt gengan Mordigall mit an anzich'n Hieb, ohne dass a'r in Mordigall dabei umbringt. De Elsa vaspricht eahm dafüa de Heirat, da Lohengrin owa woant's:

„Geburtsort, Alter, Stand, Hantierung, Heimatschein,
Hat Paß von – und wie’s alle heißen, die Rubriken –
Wie um so was deinem Mund a Frag entschlüpft tut sein,
Dann muß ich fort und ’s kann ein andrer dich beglücken.“ (Erstes Bild, dritte Szene)[4]

De Gertrude und da Mordigall planan anaseits eahna Rache, aundraseits geb'n sa se geng'nseitch de Schuid, dass valua'n hau'm:

Mordigall: „Du logst mir Elsas Tat, ob der ich mich geharnischt,
Und jetzt zeigt sich der ganze Brudermord als jar nischt.
Nur Du bist schuld!“
Gertrude: - - - - „Laß mich in’n Ruh’,
Lern’ lieber besser fechten du!
Ja, glotze mich nur an du feiger Schatz,
Dein Ritter-Renommee gehört der Katz’!“ (Zweites Bild, erste Szene)[5]

De Gertrude nimmt si vua, dass' da Elsa den Floh ins Uahwaschl setzt, sie müassat unbedingt den Nauman von iah'n Retta aussabringa. Da Lohengrin kummt mit'n Gaugråf'n von ana nächtlich'n Saufarei in Hof aussa, damit de Elsa mit eahm ins Brautgemåch geht:

„Ich schwöre dir, daß ich noch nie ein Mädl sah, ein Mädl sah,
Das mir so sehr gefall’n wie du, o Edlsa, Edlsa, Edlsa – !“ (Zweites Bild, zweite Szene)[6]

Wia da Mordigall ins Zimma eina stüamt, um in Lohengrin zum umbringa, sticht eahm dea endgüitich oh. Jetzt'n hoit's de Elsa nimma aus und faungt damit au, dass' eahm trotz seine oftmålich'n Woanungan ausfrågt. Drum nennt a zwunganamåß'n da Elsa sein Nauman und dazöiht de Gralsg'schicht':

„Hoch steht ein Zauberschloß auf einem Felsen,
Mitt’n in ein’n Feenhain, ganz ohne Gelsen. […]
Gral kommt von Gralawat[7] und möglich is es,
Daß’n einst wer g’stohlen hat, man weiß nix g’wisses.“ (Viertes Bild, dritte Szene)[8]

Jetzt muass da Lohengrin de Elsa valåss'n und sågt iahra vuahea no g'schwind, dass sei Lampal in Wiaklichkeit da vaschwundane Bruada Pafnuzi warat, den wo de Gertrude vahext hättat. De Gertrude sticht si söwa nieda, de Elsa umoamt iah'n z'ruckvawaund'lt'n Bruadan und foit in Ohnmåcht, da Lohengrin steigt in des jetzt'n von an Geian zogan's Wag'l und vaschwindt. Trairich singt da gaunze Hauf'n:

„Ach seht! Ach seht! Dort zieht er hin!
Der liebe, der gute, der brave Lohengrin!“ (Viertes Bild, vierte Szene)[9]

Weaksg'schicht'[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

In Nestroy sei Lohengrin is z'eascht anonym unta'n Tit'l Oper der Zukunft ois Zweite Åbteilung in da Vuastöllung Heerschau auf dem Felde der Parodie aufg'füaht wua'n. De Erste Åbteilung woa des Stückl Posse der Gegenwart, de Dritte Åbteilung woa de Pantomime der Vergangenheit.

De Weana Easchtauffüahrung vom Wagner seina Opa Lohengrin woa'r aum 19. August 1858 in da k.k. Hofoper (daumois im Theater am Kärntnertor), in Nestroy sei Parodie im Carltheater is aum 31. März 1859 zum eascht'n Moi g'spüit wua'n. Da Nestroy söwa håt de Tit'lroi'n, da Karl Treumann de Elsa g'spüit; da Alois Grois ois Mark- und Gaugråf und de Therese Braunecker-Schäfer[10] ois Gertrude woa'n eb'nfois dabei.

De Origenäuhaundschrift vom Nestroy mit'n Tit'l Lohengrin:Musikalisch-dramatische Parodie in vier Bieldern (sic!) is no vuahaund'n. Es haund'lt si um a suagföitiche Reinschrift, in dea wo nåchträglich Streichungan und Ändarungan vuag'numma wua'n san, sowoi vom Nestroy söwa, ois aa von fremda Haund. Des Manuskript wiad in da Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus aufbewoaht.

Zeidungskritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Des ziemli kuaze Stückl håt sowoi's Publekum ois wia'r aa de Kritik entteischt. De Rezepteaunan woa'n drum fåst olle net guat.[11]

De Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle håt aum 1. April 1859 g'schrieb'n:

„Der ‚Lohengrin‘ hatte an der geistreich komponierten ‚Tannhäuser‘-Parodie eine gefährliche Vergangenheit. […] Eine Parodie kann der ‚Lohengrin‘ nicht genannt werden, weil er kein einziges Element der Parodie in sich aufgenommen hat. Der Gang der Handlung ist durchgängig der der Wagnerschen Oper. Es finden sich – was doch eigentlich der Fall sein sollte – weder die Motive noch die Handlung der Oper auf den Kopf gestellt.“

Im Wanderer vom gleich'n Tåg is de Publekumsreakteaun deitli beschrieb'n wua'n, de Schauspüla san dafüa recht g'lobt wua'n:

„Man soll die Erwartungen nie zu hoch spannen. Ein bis auf den letzten Platz besetztes Haus erwartete gestern noch nie dagewesene Wunderdinge, von Akt zu Akt wurde es bescheidener und gestand sich am Schlusse, daß es ein wenig ‚aufgesessen‘ sei.“

Des Fremden-Blatt, eb'nfois vom 1. April, woa mit da Dekorateaun, mit de Kostüm' und mit da Bühnantechnik z'fried'n, håt owa eb'nfois nua wenich parodistische Spua'n im Text und in da Musi g'fund'n; Die Presse (vom gleich'n Datum), maant, de Origenäu-Musi vom Wagner warat eb'nso wenich lustich, ois wia de Opa da Zukunft; in da gleich'n Oat håt aa de Vorstadtzeitung g'schrieb'n.

In da Ostdeutschen Post vom 2. April is des Stückl aa net guat aufg'numma wua'n:

„Die ‚Oper der Zukunft, Lohengrin‘ entbehrt, wie wir schon angedeutet, zumindest der parodistischen Färbung, sowohl was Musik als auch Text anbelangt. […] Ihnen [denan Doastöllan] sowie dem Helden des Abends, Herrn Lehmann,[12] galten die Beifallsbezeugungen, die laut wurden, aber keineswegs dem Stücke.“

Spätare Fåchkritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Da Helmut Ahrens håt g'maant, dass da Nestroy mit'n Lohengrin „wie mit einem Seziermesser“ de wichtichste G'foah von da Wagnerisch'n Kunst freig'legt hättat, nämlich in an „Schwulst und reinem Wortgeklingel“ zum vasink'n.[13]

Beim Otto Rommel wiad 1952 festg'stöit, dass von de späta'n kuaz'n Stückln vom Nestroy de zwaa Parodien Tannhäuser und Lohengrin z'weg'n de daumois aktuö'n Theman aum meist'n Aufsehg'n g'håbt hättat'n, owa da Lohengrin warat „ausgesprochen schwach“ ausg'foi'n.[14] Scho 1908 håt a g'maant, des Weak g'hörat „zu seinen [Nestroys] schwächsten Stücken“:

„Diese ‚Oper der Zukunft in vier Bildern‘ ist nichts als eine dem Gang des Originals von Szene zu Szene folgende Trivialisierung des Operntextes“.[15]

Da W. Edgar Yates is da Maanung, dass de zwaa Parodien Tannhäuser und Lohengrin, in dera Zeit entstaund'n warat'n, wo da Nestroy z'weg'n seina Direkteaunstätichkeit aum Carltheater beinåh' ka Zeit meah füa'r eigane Weak' g'håbt hättat und de Stückln ois Ausanaundasetzung vom Nestroy ois Sänga mit dera modeanan („Zukunfts“-)Musi zu sehg'n san. Olle zwaa warat'n owa weda'r in da Språch' no im Stüi, no in da Weaksidee auf an hoch'n Auspruch aug'sied'lt.[16]

Literatua[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, vierter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1925, S. 201–240, 399–408.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/ Leipzig/ Wien/ Stuttgart 1908.

Beleg[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 da Nestroy måcht si, wia in seina Tannhäuser-Travestie, üba'n Wagner sei Vawendung vom Begriff „Zukunft“ – z'saumman mit Oper der Zukunft, Zukunftsritter, Zukunftsfrauen usw. – lustich
  2. abmurxen = weanarisch füa umbringa
  3. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 245.
  4. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 250.
  5. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 253.
  6. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 265.
  7. Gralawat, gralawatschert, kralawatschert = ostöstareichisch füa vadrahtt, schief, vawåchs'n; vamutli vom behmisch'n Wuat kralovač = Diab (Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch?: Von Adaxl bis Zwutschkerl. Ueberreuther, Wien/ Heidelberg 1980, ISBN 3-8000-3165-5, S. 183.)
  8. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 274.
  9. Brukner/ Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 277.
  10. schaug bei Therese Braunecker-Schäfer
  11. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 403–407. (für das gesamte Kapitel Zeitgenössische Rezeptionen)
  12. Moritz Lehmann (* 1819 in Dresden) woa seit 1843 Theatadekoriara aum Carltheater, später maunchesmoi aum Treumann-Theater; ea is 1850 zum „k.k. Hoftheatermaler“ eanaunnt wua'n
  13. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 364.
  14. Otto Rommel: Die Alt-Wiener Volkskomödie. Ihre Geschichte vom barocken Welt-Theater bis zum Tode Nestroys. A. Schroll, Wien 1952; S, 972.
  15. Otto Rommel: Nestroys Werke, S. LXXXIII.
  16. W. Edgar Yates: Vom schaffenden zum editierten Nestroy. facultas.wuv/maudrich, 1994, ISBN 3-224-12007-X, S. 39.