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Begriff Homosexualität
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Begriff „Homosexualität“ is a hybride Wortnaibüidung aus 'm Joahr 1868 und is vom Schriftstella Karl Maria Kertbeny aus 'm Griech. ὁμόιος homoios „gleich, gleichortig“ und lat. sexus „'s männliche und 's weibliche Gschlecht“ zåmmgsetzt. Gleichzeidig hod a ois Antonym 'n Begriff „Hetarosexualität“ prägt. Da Richard von Krafft-Ebing hod ob 1886 mid seim Werk Psychopathia sexualis fir a grosse Vabreitung gsorgt[1]. De spada entståndane Üwasetzung ins daitsche lautt Glechgeschlechtlichkeit.
Da Hintagrund fir de und åndane Wortbüidungen san gwesn, dass 's in da Naizeid bis in d' Mittn vom 19. Joahrhundat kaan üwaliefatn wertnaitraln Begriff fir 's gleichgschlechtliche Empfindn geem hod. Viar Joahr vur Kertbeny hod da Karl Heinrich Ulrichs 1864 d' Begriffe „Uranismus“, „Urning“ (männlich) und „Urnide“ (weiblich) eigfiahrt. Zwaa Joahr noch 'm Kertbeny und no nur 'm Dascheina vo da Psychopathia sexualis hod da Carl Friedrich Otto Westphal 1870 'n Begriff vo da „konträrn Sexualempfindung“ prägt. Olle drei Begriffe san je noch Vurliab vawendt worn. Da Magnus Hirschfeld hod 1914 berichtt, dass se da Begriff „Homosexualität“ durchgsetzt hod.[2]
Glechzeidig hod da Hirschfeld owa zwaa grosse Nochteile durch d' Meahrdaitigkeit vom Begriff ågmerkt, de bis haid no bestehngan.
- Wånn da Begriff homo im Bereich vom Menschn vawendt wird, gschiacht des meistns in da lateinischn Form und do bedaidt des „Må“ oda „Mensch“ und ned „gleich“. Weil da zwoate Teil vom Wort eemfois aus 'm Lateinischn kummt, wird de Vaweggslung gfördat. Dodamid wird homo seahr oft mid „Må“ gleichgsetzt und Homosexualität dodamid zur rein „männlichn Homosexualität“. Dodurch kummt 's, vur oim durch Laid, de se nur gleengtlich mid dem Thema beschäfting, öftas amoi zua suarile, teilweise reduntante Formuliarungen wia „Homosexuelle und Lesbm“. Im Joahr 1990 weist as Wörtabuach Richtige Wortwoih auf zwaa vaschiedane Vawendungen hi: „Homosexualität wird in da medizinischn Fochsproch auf Månna und Fraun bezong, in da Oitogssproch dageeng nur auf Månna“.[3] Bundas trifft des auf 's Substantiv „Homosexualität“ zua. In da 17. Auflog vom Duden (1976 - 1981) fügt d' Redakzion da Erklärung vo da Homosexualität d' Bemerkung: „bes. von Mann“ zua, in da darauffoigendn Ausgob (1993 - 1995) is der Hiweis wieda entfernt worn. Mäglichaweis ändat se der Begriff schä långsåm zua na etymologischn Bedaitung.
- No vahängnisvoia hod da Hirschfeld 'n Umstånd, dass unta 'm Eidrugg vo da Endung -sexuell 's Wort vüifoch ned im Sinn vo da gleichgschlechtlichn Ortung oda Orientiarung dafosst und braucht werd, sondan im Sinn
- Noch verhängnisvoller fand Hirschfeld den Umstand, dass unter dem Eindruck der Endung -sexuell das Wort vielfach nicht im Sinne gleichgeschlechtlicher Artung oder Orientierung erfasst und gebraucht wird, sondern im Sinne einer sexuellen Handlung. Bleibtreu-Ehrenberg weist 1981 darauf hin, dass selbst der Gutwillige keinen wertneutraleren Begriff kennt, dieser aber das homosexuelle Einzelindividuum stark auf einen Teilaspekt, die Sexualität, reduziert und dadurch einengt.[4]
Ernest Borneman weist 1990 auf öffentliche Umfragen hin, bei denen die Mehrzahl der Deutschen glaubt, dass Homosexualität „Geschlechtsverkehr unter Männern“ bedeutet.[5]
In der Anfangszeit der Bewegung und der Sexualwissenschaft gab es noch diverse andere neu geprägte Begriffe. Im Jahre 1910 wird der Eindruck geäußert, den vielen „Fremdwörtern für Gleichgeschlechtlichkeit“[6] hilflos ausgeliefert zu sein. Seitdem wurde die seit der Jahrhundertwende existierende deutsche Übersetzung Gleichgeschlechtlichkeit vor der Machtergreifung 1933 vermehrt verwendet, und zwar vor allem als Adjektiv gleichgeschlechtlich, weniger als Substantiv oder gar als Personenbezeichnung Gleichgeschlechtlicher.[1] Der Begriff verhindert eine Verwechslung mit dem Begriff Mann und setzt den semantischen Fokus von der Sexualität weg auf das Geschlecht. Auch in Gesetzesentwürfen und Gesetzen wurde er wegen der juristischen Klarheit und als Nicht-Fremdwort verwendet.
In neuerer Zeit ist er vor allem dort beliebt, wo es thematisch gleichzeitig um Frauen und Männer geht (etwa „gleichgeschlechtliche Lebensweisen“), keine langen Satzkonstruktionen mit den weiteren geschlechtsspezifischen deutschsprachigen Begriffen und keine daraus gebildeten Kofferwörter angemessen erscheinen, man trotzdem den angesprochenen Problemen aus dem Weg gehen und einen deutschsprachigen Begriff verwenden will. Er wird selten verwendet, wenn es nur um Schwule oder Lesben geht oder explizit auf das Vorhandensein oder Inkludieren beider Gruppen hingewiesen werden soll. Auch bei der Beschreibung anderer, meist nicht direkt mit unseren vergleichbaren Kulturen, für die häufig Begriffe fehlen, wird es gerne verwendet, da das Wort homosexuell gedanklich mit vielen kulturellen Eigenheiten und Identitätsbeschreibungen der westlichen industrialisierten Welt verknüpft wird.
- ↑ 1,0 1,1 Jody Daniel Skinner: Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen – Band II, Ein Wörterbuch, Die Blaue Eule, Essen 1999, ISBN 3-89206-903-4; Dissertation an der Universität Koblenz-Landau 1998
- ↑ Magnus Hischfeld: Die Homosexualität des Mannes und des Weibes. Verlag Louis Marcus, Berlin 1914, S. 10
- ↑ Wolfgang Müller (Hrsg.): Richtige Wortwahl. Ein vergleichendes Wörterbuch sinnverwandter Ausdrücke, Mannheim/Wien/Zürich 1977, 1990
- ↑ Gisela Beibtreu-Ehrenberg: Homosexualität. Die Geschichte eines Vorurteils. Frankfurt am Main 1981
- ↑ Ernest Bornemann: Ullstein Enzyklopädie der Sexualität. Frankfurt am Main / Berlin 1990
- ↑ Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen. Band XXIII, S. 19