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Nutza:RobTorgel/Sogn

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Die Rache vo de Dodn

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Als rund um den Stephansdom noch ein Friedhof war, standen mitten darin mehrere Beinhäuser, in denen die ausgegrabenen Knochen der Toten aufbewahrt wurden. Im größten der Karner brannte immer ein Öllämpchen vor einem Kreuzbild. Einmal trug es sich zu, daß der Mesner von St. Stephan bei einem Freund zu Besuch war und sich dort lange aufhielt. Erst als die Glocke vom Turm die Nacht kündete, dachte der Mesner an den Heimweg.Weil er aber zu tief in den Becher geblickt hatte, ließ ihn der Freund nicht alleine gehen und begleitete ihn. Der Weg führte sie über den Friedhof an den Grabhügeln vorbei. Da löschte ihnen ein plötzlicher Windstoß die Laterne aus. Dem Freunde wurde angst und bang, der Mesner aber, durch den Wein mutig geworden, rief: "Im Karner drüben brennt noch das Öllämpchen, an dem könnten wir unsere Lampe wieder entzünden!" Der andere lehnte dies ab, denn er wollte sich nicht versündigen. Nun wurde der Mesner zornig und er rief: "Du Hasenfuß, lauf nach Hause und schlaf dir deine Angst aus!" Mit diesen Worten stapfte er in das Beinhaus. Nichts regte sich in dem alten Gemäuer, Totenstille umgab ihn. Er überwand seine Angst und fing zu lachen an. Dann rief er: "Ist hier kein Freund oder Verwandter, der mir das Licht nachtragen und mir leuchten kann? Ihr Toten braucht es ja nicht, ihr seid doch schon längst schlafen gegangen." Er trat an das Lämpchen heran, zündete seine Laterne an dem Lichtschein an, löschte dabei die Lampe und hielt sich dabei den Bauch vor Lachen. Als er dann dem Ausgang zuschritt, begann es hinter ihm unheimlich zu poltern und zu rumoren. Er wandte sich um, und im gleichen Augenblick flog ihm ein langer Knochen an die Brust. Kaum daß er sich wehren konnte, sauste schon ein zweiter daher und zertrümmerte ihm die Laterne. Dann schlug es von allen Seiten auf ihn ein, daß ihm Hören und Sehen verging. Pötzlich, die Uhr schlug die zwölfte Stunde, war der Spuk zu Ende.Das VeilchenfestHalb ohnmächtig schleppte sich der Mesner ins Freie und stürzte wie tot zu Boden. Am nächsten Morgen fand man ihn und brachte ihn zu Bett. Er verfiel in ein hohes Fieber und starb bald darauf. Im Karner aber lagen die Knochen zerstreut auf dem Boden.

Wia da Hias den Teifi bschissn hod

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Vor vielen Jahren stand in Hinterstoder am Waldrand die windschiefe, kleine Hütte eines einschichtigen Bauern. Aber der Hias war froh um seine Einsamkeit. Da konnte er ganz ungestört hausen. Die Leute des Dorfes gingen ihm ja auch aus dem Weg, denn sein Ruf war nicht der beste. Nie sah man ihn in der Kirche. Dafür pirschte er Tag und Nacht im Wald herum. Wovon er wohl lebte? Er hatte ja kein Handwerk erlernt, kein Vieh stand in seinem Stall, und auf dem Stück Grund, das ihm gehörte, gedieh nichts als Unkraut. Ja, der Förster wusste es schon, womit der Hias sein Dasein bestritt. Vom Beerenpflücken, Holzklauben und Schwammerlsuchen, wie er immer treuherzig beteuerte, bestimmt nicht. Aber er konnte ihm nichts nachweisen. Wie viele Nächte hatte er schon geopfert, wie oft den Schüssen nachgespürt, und wenn er dann dem verwegenen Burschen begegnete, lachte der ihm frech ins Gesicht. Der Hias war schlau und flink wie ein Wiesel. Der ließ sich nicht so leicht erwischen. Es war ein freies, aber auch ein gefährliches Leben, das er führte; denn Wildfrevel wurde damals mit sehr schwerer Strafe gesühnt. Als der Wildschütz eines Nachts wieder seinem lichtscheuen Treiben nachging, erschien ihm der Teufel in der Gestalt eines Schwarzen Jägers. „Na, Hias, was ist mit uns beiden? – Ich könnte es dir richten, dass du dein Leben lang kein Ziel verfehlst. – Und wie wär´s, wenn du dich bei drohender Gefahr in einen Baumstumpf verwandeln könntest? – Gib mir nur dafür deine Seele, und du wirst nichts bereuen!“ Der Wilderer kannte keine Angst, und der Handel gefiel ihm. „Gut“, sagte er, „ich schlag ein, aber nur unter einer Bedingung, dass du mich erst in zwanzig Jahren an dieser Stelle, zwischen zwölf und ein Uhr, holen wirst.“ Der Schwarze Jäger war einverstanden, und der Hias unterschrieb den Pakt mit drei Blutstropfen. Welch ein herrliches Leben hatte jetzt für ihn begonnen. Er war Herr im Wald, und kein Aufseher, kein Förster konnte ihm etwas anhaben; denn kam ihm ein Verfolger auf die Spur, verwandelte er sich einfach in einen Baumstumpf. Der Graf, dem die ausgedehnten Wälder rings um Hinterstoder gehörten, tobe. Sein Bestand an jagdbarem Wild lichtete sich seit kurzem beträchtlich, aber gegen den Hias schien ein jeder machtlos. So lebte der Wilddieb in Sicherheit und Wohlstand volle zwanzig Jahre. Doch die Stunde seiner Höllenfahrt kam unweigerlich heran, und dem sorglosen Schützen wurde es immer ungemütlicher. Er fühlte sich noch kräftig und gesund und wollte diese schöne Welt nicht so ohne weiteres verlassen. Als er wieder einmal angestrengt nachdache, wie er sich wohl am besten aus der Schlinge ziehen könnte, sprang er plötzlich auf und lachte schallend. Ihm war ein glänzender Einfall gekommen. Am letzten Tag vor Ablauf seine Vertrages mit dem Teufel ging er eine Stunde vor Mitternacht mit seinem Knecht, den er jetzt hielt, recht zuversichtlich in den Wald. Der Mond erhellte ihren Weg und ließ sein Silberlicht auf Moosen und Farnen spielen, doch die beiden hatten keinen Blick für solche Schönheit. Ihre Gedanken verfolgten jetzt nur das eine Ziel, den Schwarzen Jäger um seine Beute zu prellen. An der vereinbarten Stelle angekommen, verwandelte sich der Hias in einen knorrigen Baumstumpf, sein Knecht zeichnete mit geweihter Kreide drei Kreuze drauf und sprengte überdies noch Weihwasser darüber. Dann lief er schnell wieder nach Hause. Punkt zwölf erschien der Satan, aber nicht als Jäger, sondern umzuckt von roten Flammen und so schrecklich anzuschauen, wie er von Natur aus war. Oh, wie gierig lechzte er schon nach der schwarzen Seele des Wildschützen! „Wo bist du, Hias?“ brüllte er in die Stille des Waldes hinein. Nichts rührte sich. „Wo bist du?“ gellte es noch einmal drohend. Wieder Stille. Da sah er den Baumstumpf, auf dem drei weiße Kreuze im Mondlicht leuchteten, und ein furchtbarer Geruch wie von Weihwasser zog von dorther in seine empfindliche Nase. „Ha, da bist du! Na warte, dich werde ich schon kriegen!“ Und er schlug mit seinen Hufen gegen das Holz, dass es ächzte und die Späne nur so flogen. Aber vergebens. Er wütete und stieß und kratzte. Umsonst. Unentwegt während einer vollen Stunde bearbeitete er wild und hartnäckig das Holz. Um ein Uhr endlich musste er, brüllend und fauchend vor Wut und Enttäuschung, allein zur Hölle fahren. In der Morgendämmerung aber wankte ein völlig zerschundener und verbeulter Hias seiner Hütte zu, wo der Knecht schon auf ihn wartete und viele Tage zu tun hatte, um seinen Herrn wieder auf die Beine zu bringen. Er hat dann wohl noch ein paar Jahre gelebt, aber so munter und frech wie früher wurde der Hias nie mehr. Ihm war der Geschmack am Wildern gründlich vergangen. Grüblerisch und grantig hinkte er durch den Wald und war sich selbst zuwider. Und man weiß nicht, ob er vor seiner Sterbestunde noch rechtzeitig zu Kreuz gekrochen ist. Sicherlich hat ihn doch noch der Teufel geholt.