Wikipedia:FAQ
Das ist eine Sammlung häufig gestellter Fragen zur Bairischen Wikipedia.
Wozu brauchen wir die Bairische Sprache?
[Am Gwëntext werkeln]Die Bairische Sprache brauchen wir zum Erhalt der Bairischen Kultur, die international so beliebt ist, dass sie sogar oft mit der Deutschen (Volks-) Kultur gleichgesetzt wird. Bayerische, Österreichische und Südtiroler Dörfer wurden in den USA und in China sogar schon nachgebaut, nur um das unverwechselbare, entspannte, griawige austro-bairische Lebensgefühl nacherleben zu können: Von der Bairischen Gemütlichkeit über die Liberalitas Bavariae und dem Grantlertum bis zum Wiener Schmäh.
Selbstverständlich braucht das Bairische niemand zur Verständigung, genau so wenig wie in Zukunft (in zwei/drei Generationen) irgendjemand das Deutsche zur Verständigung brauchen wird. Für die Verständigung braucht man in der "globalisierten" Welt auch nur eine Sprache, das wäre sicher am effizientesten. In der Wissenschaft spielt das Deutsche schon jetzt überhaupt keine Rolle mehr, auch das war vor zwei Generationen noch ganz anders. In der EDV, im Internet, im Marketing, in der Pop-Musik gibt es nahezu nur noch englische Ausdrücke. Und was den Fußball betrifft, so musste beispielsweise der Niederländer (sic!) Louis van Gaal beim FC Bayern Minga 2009 deutsch statt englisch als Spielersprache wieder einführen und wurde dafür ausgezeichnet (Die Sprachwahrer des Jahres 2009). Er wurde also für etwas geehrt, was noch vor wenigen Jahren eine pure Selbstverständlichkeit gewesen wäre (bzw. vor 20 Jahren hätte man da noch "boarisch gredt").
Das alles passiert schleichend, so dass man es nur merkt, wenn man mit seinen Großeltern spricht, alte Bücher liest oder alte Filme anschaut. Zur Identitätsstifung und kulturellen Verwurzelung sind aber viele Sprachen sinnvoll und notwendig. Denn: Sprache erschließt Welten (diese Überzeugung entspricht der sprachwissenschaftlichen Auffassung), Bairisch erschließt die Bairische Welt und Kultur. Auf Hochdeutsch sieht diese Welt ganz anders aus, ganz anders (vgl. Guy Deutscher: Im Spiegel der Sprache: Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht. C.H.Beck Verlag, München 2010 und New York Times: Does Your Language Shape How You Think?).
Mit den Indianersprachen ging und geht indianische Identität und Kultur unrettbar verloren (zur Verständigung reicht natürlich Englisch, na klar). Die Einführung des Hebräischen als Amtssprache trägt viel zur Identität und zum Kulturerhalt in Israel bei. Auch ein Teil des keltischen Erbes von Wales würde durch das Sterben des Kymrischen (Walisischen) unrettbar dahin gehen. Die Waliser wissen das und tun auch staatlicherseits viel zum Erhalt ihrer Sprache. In Bayern und Österreich warten wir noch auf diese polititsche Erleuchtung, um so wichtiger ist die Bairische Wikipedia als erfolgreichstes Portal zur aktiven Förderung der Bairischen Sprache (mit zur Zeit über 1,2 Mio Klicks Monat für Monat, mit steigender Tendenz!).
Wozu brauchen wir in der globalisierten Welt noch die Bairische Kultur?
[Am Gwëntext werkeln]Schnee von gestern? Von wegen! "Gemeinsam anders" ist im Trend!
Die Städte in der Welt sehen immer ähnlicher aus. Die Lebensweisen gleichen sich an (one world culture, american way of life). Sogar die Gebäude bekommen überall ähnliche Namen. Vgl. "Highlight Tower 1" und "Hochhaus Uptown" in München. Wie dumm ist das denn? Warum werdem keine prägnanten bairischen Namen verwendet? Damit könnte man weltweit Furore machen. Der 100. Highlight Tower interessiert keine Sau (wie wärs mit "Bazi Tuam 01" und "Hochhaus Gschaftlhuawa" :D)
Diese Gleichmacherei hält kein Mensch aus. Deshalb gibt es bei vielen in Bayern und Österreich den Wunsch "gemeinsam anders" zu sein (vgl. SZ), sich auf die eigenen Wurzeln, auf die bairische bzw. österreichische Identität zurück zu besinnen.
Gerade deshalb erleben die Bairische Kultur (vgl. steigendes Interesse am Brauchtum) und die Bairische Sprache (vgl. Bairische Wikipedia) zur Zeit auch einen ungeahnten Zuspruch. Dieser Trend wird sich in Zukunft noch verstärken.
Ist Bairisch überhaupt eine Sprache?
[Am Gwëntext werkeln]Ja, denn was eine Sprache ist, entscheiden die Sprecher selbst!
Die Meinungen von Germanisten dazu sind interessant, aber dafür nicht maßgeblich. "Wir sind die Sprecher!" Und selbst wenn man sich die Theorie von der "Gruppe von Dialekten" zu eigen macht, gilt: Auch die deutsche Sprache war einmal nur eine Gruppe von Dialekten; noch dazu eine Dialektgruppe, die weit heterogener war als das klassische Bairisch. Die meisten modernen Sprachen haben ihre Wurzeln in einer Gruppe von Dialekten. Was den Wortschatz und die Grammatik betrifft, so gibt es im Bairischen eine sehr hohe Übereinstimmung, dagegen sind die Unterschiede marginal.
Von den grammatischen Besonderheiten her ist das Eigengepräge des Bairischen gegenüber dem Schriftdeutschen so stark, dass allein diese Tatsache genügt, dem Bairischen den Status einer eigenen Sprache zu verleihen. - Prof Dr. Robert Hinderling[1][2]
Das Bairische vom untergehenden Dialektdasein (durch Vermischung mit dem Hochdeutschen, genauer gesagt Standarddeutschen) zur Ausbausprache zu führen, ist eine vordringliche Aufgabe zur Rettung der bairischen Sprache und damit eine Aufgabe der Bairischen Wikipedia. Die vielen lokalen Dialekte kann man, muss man dokumentieren (und die sind z.T. in der Bairischen Wikipedia bereits dokumentiert und dürfen selbstverständlich auch weiter hier geschrieben werden), die werden aber auf Dauer nicht zu retten sein. Eine gewisse Standardisierung ist zum Erhalt bzw. zur Wiederbelebung der klassischen bairischen Sprache zwingend notwendig. Denn nur eine Bairische Ausbausprache kann auf Dauer überleben. Dazu ist vermutlich eine Differenzierung in Bayern-Boarisch und Österreichisch notwendig, weil sich mit den Staatsgrenzen zum Teil auch neue Sprachgrenzen entwickelt haben.
Warum ist eine Bairische Ausbausprache wichtiger als der Erhalt von Lokaldialekten?
[Am Gwëntext werkeln]Weil Lokaldialekte zum Aussterben verurteilt sind, eine (oder mehrere) Bairische Ausbausprache(n) aber erhalten werden kann (können).
Geänderte gesellschaftliche Bedingungen wie die zunehmende Mobilität und die Bedeutung der Medien führen zwangsläufig zum Aussterben der Dialekte. Siehe: Mütter, Medien, Mobilität – Warum Dialekte sterben (Die Welt, 26.02.2013) und Geht den dänischen Mundarten bald die Luft aus? (WAZ, 03.03.2013). Das wird in Bayern und Österreich nicht heute passieren und nicht morgen, aber in 2-3 Generationen. Der Prozess hat aber schon begonnen ...
Dass großräumige Regiolekte auch im Bairischen/Österreichischen die Lokaldialekte bereits weitgehend abgelöst haben, ist inzwischen mehrheitliche Auffassung von Wissenschaftern. Diese vorhandenen Regiolekte sind aber auch eine Chance, sie können die Basis für die Ausbausprache(n) werden. Die Sprache von Haindling und Ringsgwandl versteht in Bayern fast jeder (auch in Schwaben und Franken), die Sprache von Qualtinger oder Ambros versteht in Österreich fast jeder. Hier muss also nichts neu erfunden, nichts konstruiert, sondern das Vorhandene ausgebaut und ein wenig systematisiert und mit einigen klassischen Elementen angereichert werden. Ausbausprachen (Bayerisch, Österreichisch) sollen die lebendigen Regionaldialekte nicht ablösen, sondern Ihnen den Rücken stärken und das Bairische zu dem Ansehen verhelfen, das es aufgrund seiner kulturellen Bedeutung als Mutter des Hochdeutschen verdient (die wenigsten wissen, dass beispielsweise das "mittelhochdeutsche" Nibelungenlied in einer altbairischen Sprache geschrieben ist, so wie das auch für viele "althochdeutsche" Quellen zutrifft). Ausbausprachen helfen als Orientierung auch den schleichenden Verfall des Bairischen durch Vermischung mit dem Hochdeutschen aufzuhalten.
Dass eine Standardisierung eine Sprache nicht nur vor dem Untergang retten, sondern sogar zu neuer Blüte verhelfen kann, ist am Jiddischen gut nachvollziehbar (eine Sprache, die mit dem Bairischen nahe verwandt ist). Zitat Züricher Zeitung vom 15.02.2013: "Im Jahr 1949 wurde mit dem Lehrbuch von Uriel Weinreich am «Yidisher Visenshaftlikher Institut» in New York eine Art Standard-Jiddisch konstruiert, das sogenannte Yivo, welches die verschiedenen Dialekte verbinden und das Jiddisch damit vor dem Untergang bewahren sollte. Inzwischen wird Yivo als Wissenschaftssprache verwendet und an Universitäten gelehrt. Weltweit erscheinen zahlreiche Publikationen, Zeitungen und literarische Werke auf Yivo." (Beleg [1]) Jiddisch braucht niemand zur Verständigung, Jiddisch ist aber für viele Juden ein Stück Heimat, Verwurzelung, Identität. So wie Bairisch ein Stück Heimat, Verwurzelung und Identität für viele Bayern und Österreicher ist.
Gibt es überhaupt eine Bairische Rechtschreibung? Wie soll geschrieben werden?
[Am Gwëntext werkeln]Nein, es gibt noch keine allgemein anerkannte Bairische Rechtschreibung. Zu Zeiten Goethes hat es aber auch noch keine deutsche Rechtschreibung gegeben.
Goethe hat das bekanntlich nicht davon abgehalten, literarisch außerordentlich produktiv zu sein. Es hat zu dieser Zeit auch nicht jeder geschrieben wie er gerade lustig war. Vorhandene Schriften und Bücher dienten als Orientierung. An Kleinigkeiten ("Rechtschreibfehlern") hat sich aber niemand aufgehängt. Auch in der Bairischen Wikipedia versuchen wir nach diesem Prinzip zu schreiben. Es gibt hier viele Freiheiten, aber keine Beliebigkeit, weil wenn jeder seine eigene Schreibweise erfindet, erschwert das das Verständnis und die öffentliche Akzeptanz. In der Schreibweise des Bairischen gibt es zwei Haupttendenzen: Eine wissenschaftliche Umschrift mit vielen diakritischen Zeichen (Punkte, Striche, Häkchen oder Kreise, die eine vom unmarkierten Buchstaben abweichende Aussprache oder Betonung anzeigen, z.B. bei à - é - å) und eine volksnahe, literarische Schreibweise ohne diakritische Zeichen (bzw. nur mit den diakritischen Zeichen, die auch im Standarddeutschen verwendet werden, z.B. ä - ö - ü). Kaum ein Dichter verwendet, wenn er Bairisch schreibt, im Deutschen unübliche diakritische Zeichen; auch in Foren, in sozialen Medien etc. verwendet kaum irgendein Bairisch Schreiber derartige Zeichen.
Wenn die Schriftlichkeit des Bairischen gefördert werden soll, wenn Bairisch zur Ausbausprache geführt werden soll, dann geht das – ohne staatliche Vorschriften und Zwänge – nur mit einer einfachen Schreibweise. Das ist auch die Mehrheitsmeinung in der Bairischen Wikipedia. Außerdem sind wir dabei, eine standardisierte Bairische Rechtschreibung zu entwickeln.
Wozu brauchen wir die Schriftlichkeit in der Bairischen Sprache?
[Am Gwëntext werkeln]Weil nur Schriftsprachen überleben!
Sprachentod hat es schon immer gegeben. Heute sterben Sprachen allerdings schneller denn je. Von den aktuell rund 6000 Sprachen werden laut Expertenmeinung nur etwa 600 Sprachen die nächsten Generationen überleben. Dialekte sterben noch schneller. Sprachen verschwinden durch Vermischung mit anderen Sprachen oder weil die letzten Sprecher sterben. Die Bairische Sprache ist durch die Vermischung mit dem Deutschen (und Englischen) bereits stark gefährdet. Ohne Schriftlichkeit wird die Bairische Sprache in wenigen Generationen vom Deutschen assimiliert werden. Damit würde ein wertvolles Stück Kultur, Identität und unverwechselbares, bairisches Lebensgefühl unrettbar verloren gehen. Denn jeder Sprachverlust bedeutet Verlust intellektueller Möglichkeiten und geistiger Potenziale. Mehrsprachigkeit entspricht der Natur des Menschen und ist eine wertvolle Bereicherung des Lebens. Das macht auch die Faszination für andere Sprachen aus, weil wir spüren, dass hier Menschen etwas anders miteinander und mit der Natur umgehen und dass ein anderes Lebensgefühl dahinter steckt.
Die Globalisierung ist der Grund für das rasche Sprachensterben. Verhältnismäßig wenig Sprachen werden über das Fernsehen verbreitet, noch weniger spielen im Internet eine Rolle, hier dominiert ganz klar Englisch. Unter welchen Voraussetzungen kann da eine Sprache noch überleben. Die Schriftlichkeit ist eine der Grundvoraussetzungen, die Einstellung der Sprecher zur eigenen Sprache eine weitere wichtige Voraussetzung. Mundarten existieren nur als "Software" in lebendigen Gehirnen. Solange es keine Schrift gibt, bleiben keine Spuren, fehlt die Hardware, kann nichts mehr, was bereits halb oder ganz verloren ist, revitalisiert werden. Trotz Englischdominanz bietet das Internet erfreulicherweise auch Platz für Nischen, bietet neue Möglichkeiten die Schriftlichkeit des Bairischen zu fördern (vgl. Boarische Wikipedia und viele boarische Facebook-Seiten) und damit der Bairischen Sprache wieder neue Impulse für die lebendige Weiterentwicklung zu geben.
Fördert Bairisch wirklich die Intelligenz? Gibt es den PISA-Bonus tatsächlich?
[Am Gwëntext werkeln]Ja, Studien zeigen, dass die Bairische Sprache schlau macht!
Die Bairische Sprache ist klar, kurz und bündig – voller Mutterwitz und kreativer Bildhaftigkeit – grad raus, direkt und offen – kraftvoll, lebendig mit viel Gefühl! Das fördert die flüssige Intelligenz, die Schlagfertigkeit und den sympathischen Mutterwitz, den wir alle lieben. Das kann sogar die sexuell-erotische Anziehungskraft (sex appeal) erhöhen. Bitte einfach ausprobieren und boarisch reden ;)
Schaut euch einmal an, was führende Medien dazu schreiben:
- Süddeutsche Zeitung: "Dialekt macht schlau"
- Zeitschrift ELTERN: "Schüler, die eine Mundart beherrschen, machen 30 Prozent weniger Rechtschreibfehler als diejenigen, die nur Hochdeutsch sprechen"
- FOCUS: "Pisa-Bonus Dialekt 'Bairisch ist sexy' "
- Schmeller-Gesellschaft: "Dialekt fördert die Intelligenz"
- Süddeutsche Zeitung: "Geij Bou, dassd fei schee schmaadzd!"
Kann man langfristig überhaupt eine Mehrheit im traditionellen Sprachgebiet dazu gewinnen, wieder echtes Bairisch zu sprechen?
[Am Gwëntext werkeln]Nein! Langfristig geht es darum, eine Minderheit an Muttersprachlern zu erhalten und den Anteil an Zweitsprachlern auszubauen.
Unter den gegenwärtigen sozialen und politischen Bedingungen ist das nicht vorstellbar, eine Mehrheit im traditionellen Sprachgebiet zu gewinnen, wieder echtes Bairisch zu sprechen. Jetzt geht es vor allem darum, die Sprache zu erhalten, nicht mehr und nicht weniger. Es gibt in Europa nicht viele positive Beispiele, wo das unter ähnlichen Voraussetzungen zu gelingen scheint. Da ist vor allem die walisische Sprache (Kymrisch – eine keltische Sprache) zu nennen. In Wales ist es gelungen, den Anteil einer Minderheit an Muttersprachlern einigermaßen stabil zu halten und den Anteil an Zweitsprachlern stark auszubauen. Dazu kommt, dass eine überwältigende Mehrheit der Waliser, den Erhalt des Kymrischen unterstützt, weil sie das als wesentlichen Faktor der walisischen Identität ansehen.
Ist die digitale Revolution eine Chance oder eine Gefahr für die Bairische Sprache?
[Am Gwëntext werkeln]Die digitale Revolution ist für die Bairische Sprache eine herausragende Chance. Das "preussisch-hochdeutsche" Sprachmonopol von Funk, Fernsehen und Printmedien wurde gebrochen.
Die Bairische Wikipedia ist dafür ein Beispiel, viele Facebook-Seiten und Youtube-Videos ebenfalls, nicht zu vergessen die SMS-Kultur[3]. Mit Radio Freies Bayern [2] gibt es einen Internet-Radio-Sender mit Musik in Bairischer Sprache. Das alles wäre vor einigen Jahren noch gänzlich undenkbar gewesen.
Nützliche Links
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