Zum Inhalt springen

Bairische Buechspraach

Aus Wikipedia
(Weidagloadt vo Bairische Buchsprache)

Der Artikl ist naach dyr Schreibung von n dyr Bairischn Buechspraach gschribn.

Der Artikl is im Dialekt Westmittlbairisch gschriem worn.
Bairische Buechspraach
Projektautor Hell Sepp
Joar vo da Vaeffentlichung 1998
Sprecha niemends (Es wird grad gschribn)
Bsundaheitn Ayn Daachspraach fia allsamt Bairn mit mundartfremde Zeitwortbeugungen ("Präteritum", "Futur I", "Konjunktiv I" - haissnd in dyr BB andert) und aynn Hauffen Neubilddungen
Sprochcodes
ISO 639-1:

ISO 639-2:

art (iedwöde konstruirte Spraachn)

De Bairische Buechspraach (older kurz Buechspraach) ist dö Spraach, in derer wo d Sturmibibl gschribn ist. Is ist ayn konstruirte Spraach, und herkemmen tuet s von n Hell Sepp von Troosburg. De Buechspraach sollt ayn gmainsame Schriftspraach fia alle Bairn sein, dö wo önn Aufbau und d Struktur von n gantzn Bairischn enthaltt und dö wo aau alle Bairn in ienerner Mueterspraach lösn, also ausspröchen, künnen sollnd. Dyr Konstruktionsplan von dyr Buechspraach beruet eender auf ayner Historisierung als wie auf ayner Etymologisierung, und dyr Grundstain von alln ist d Ibadachung.

Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Gesprochene Wikipedia Den Obschnid gibts ois Audiodatei:
Speichern | Informationen 

De Grundlaag von dyr Schreibweis von dyr Bairischn Buechspraach ist de etymologische Schreibung von n Schmeller seinn Bairischn Wörterbuech [BW]. De sel Schreibung wird eyn [BGrSch] (S. 11ff) in n Gnaun ausdeutscht. Si laauft drauf aushin, däß non von n Mittlhoohdeutschen her â von a, æ von ä, ê von e, ô von o, œ von ö, ai oder êi von ei, âu von au, êu von eu, ue von u, üe von ü unterschidn werdnd (de Dächln ober de Buechstabn steend fia de durtmaalignen Langselbnlautt).

In dyr Bairischn Buechspraach werdnd ietz de Verbündd æ und œ auftrennt in ae und oe; de Dächln werdnd nit gschribn, sundern fia dös werdnd d Selbstlautbuechstabn verdoplt, also aa, ee, oo fia â, ê, ô. De mittlhoohdeutschn Langselbstlautt î und û seind in dönn Lautstand schoon Zwilautt, gschribn ei und au. De Grapheme ie, ue und üe stengend in dyr Bairischn Buechspraach fia de altn Zwilautt , uo und üe, mitterbairisch ia, ua und ia, norderbairisch ej, ou und ej.

De bairische Buechspraach haat also de ainfachn Selbstlaut-Grapheme a, ä, e, i, o, ö, u, ü, y und de zammengsötztn aa, aau, ae, ai, äi, au, äu, ee, ei, eu, ie, oe, oo, ue, üe.

Driba hinaus zaigt de Bairische Buechspraach aau rein lauttliche (older phonetische) Merkmailn. So steend zun n Beispil ä und ö aau tiemdd entgögn dyr Etymologie fia hells a und offens e (däß, Össn, ...). Gnaun yso verhaltt si syr mit n y wo ainfach fia n bairischen "a-hältigen Schwa-Lautter" steet.

De Buechspraach kimmt also mit n Zeichnvorrat vom Lutterischn d. h. aane diakritische Zeichn aus, und gnau wie s Lutterische geet s afer aft bösser mit n langn s zu n Schreibn.


Lauttung (Lösartn)

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Öbbs Bsunders ist, däß myn bei de mäistn Worter de gwissn Ausspraachn von de meerern bairischn Gäu ganz ainfach von dyr Buechspraach ablaittn kan. Umdraeter geet s freilich nity; daa mueß myn schoon aau d Wortherkumft kennen. Freilich kan nie allss ains zo ains pässn.

De Buechspraach verwendd wo s geet, de ölteste gmainsame Wortform aus derer wo myn aft de verschidnen Lauttungen ablaittn kan. Beispilsweis:

ain = 'alts ei' + n --> oa + n -->

'Alts ei' kan in n Bairischn zun n Beispil zun oa werdn, kimmt danach ayn nunsl-n ( = der Nasal n) wird in vil Mundartn der Selbstlautter older wie daa dyr Zwilautter gnunslt. Je nach Mundart seind vil anderne Deuttungen müglich.

andraen = a + n + dræn --> å + n + drán --> õdráán

'A' wird bairisch verdumft, 'n' tuet nunsln und is mhd. 'æ' werd bairisch gwonerweis ayn 'hells a'. Naach dyr selbn Schreibung kan myr Sunderbairisch gnau yso ondráán sagn.

vil --> fui, fej, fil, füü, ...

So wird is ainzlne Wort buechspraachlich aindeuttig gschribn, afer auf alle müglichnen Artnen ausgsprochn. Tiemdd seind fia bsunderne Wörter ainfach Schreibungen föstglögt, wie: tiemdd ( = manchmal), nit ( = nicht), nän ( = nein). Däß myr tiemdd also wie adiam lösn kan ist durchaus yso vorgseghn. Ganz im Gegntail ist de groesstmüglichne Freiheit bei dyr Ausspraach beabsichtigt: z. B.: sid fia sunder, fia daadl, gängan fia geen older hánd fia seind seind kain Freitniss ( = Tabu). Andrerseits seind alle müglichnen Schreibungen gnau föstglögt.

In dyr druntern Tabeln seind de ainzlnen Grapheme angöbn, ayn par müglichne heuntignen Ausspraachn in n Bairischn in dyr WP-Umschrift (Wikipedia-Boarischn Umschrift), Beispilwörter aus dyr Sturmibibl, und es ist spraachwissnschaftlich erklaert, wie alles zammenhöngt. Also: gschribn -> [glösn] -> Wortbeispil -> erklaert:

Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Gesprochene Wikipedia Den Obschnid gibts ois Audiodatei:
Speichern | Informationen 
Buechspraach mügliche Ausspraach Beispilwörter spraachwissnschaftlich erklaert
a [å]~[ò] (kurz)
[òò] (lang)
dös Wasser
dyr eerste Tag
mhd. a (altkurz), bairisch verdunklt, dös ist verdumpft und ghobn [dbD 75/76] [KBS 23 - 25]. De mittlhoohdeutschn Kurzselbstlautt ibahaaupt seind ainswöder kurz blibn, oder dent wordn (bei meersilbige Wörter in ayner offnen Toonsilbn und bairisch aau bei ainsilbige Wörter mit hörte Mitlautt hint). De kurz blibnen, de glöngtn und de altn langen habnd si lautmaessig tailweis und gögetweis ausaynand entwicklt [dbD 45 119/120] [KSB 22/23 32/33].
aa [òò], NB: [òu] du haast mhd. ā (altlang), bairisch stark verdunklt, dös ist verdumpft und ghobn, norderbairisch aau verzwilautt [dbD 75/76] [KBS 23 - 25]
ee MB: [èè], SB: [èă], NB: [èj] gee hinterhin mhd. (altlang) [dbD 54, 60 - 71] [KBS 46/47, 70/71]
oo WMB: [òu], OMB: [òò], SB: [òă], NB: [òu] Koot, root mhd. kōt, rōt (altlang), bairisch zmeerst verzwilautt [dbD 54, 60 - 71] [KBS 44/45]
oe [èè], SB: [èă], NB: [èj] Guet und Boes, oed und laer mhd. bœs(e), œd(e) (altlang), bairisch entrunddt, dösswögn wird es alte œ wie es alte ē ausgsprochen [dbD 54/55, 60 - 71] [KBS 46 - 49]
ae [àà] mit laere Höndd mhd. lǣr (altlang), Sekundärumlaut (aus ahd. ā + i, ī, j), bairisch ibahell [dbD 44, 54, 75 - 78] [KBS 26/27, 42/43]
ä [à] däß dös giltt mhd. ä (altkurz), Weiters schau bei mhd. ǣ
ü [i] fümf Maass Bier mhd. vünf, bairisch entrunddt, dösswögn wird es ü wie es i ausgsprochen [dbD 54/55, 60 - 71] [KBS 37]
ö [e]
[ä]~[e]
dös Buech
öbbs zo n Össn
gschlossne bairische e seind früehers ibahaaups gern als ö gschribn wordn [BD dös, ös], weil es bairische zo e entrunddte ö (mhd. ö, ahd. o + i) und dyr Primärumlaut e (mhd. e, german. a + i) ausspröchmaessig dyr selbe Laut ist [KBS 36 - 39]. Ayn dritts kummt von n offnen germannischn ë, dös wo bairisch ie naach Rödart und Löng offener oder gschlossner ausgsprochen wird [KBS 26 - 31].
ie [iă], NB: [ej] s Lied mhd. liët, bairisch als ayn Diphtong dyrhaltn [dbD 44, 54, 60 - 71] [KBS 62 - 64]
ue [uă], NB: [ou] Buech mhd. buoch, bairisch als ayn Diphtong dyrhaltn [dbD 44, 54, 60 - 71] [KBS 62 - 64]
üe [ia], NB: [ej] sein Hüetter mhd. üe, dyr Umlaut zo uo, bairisch als ayn Diphtong dyrhaltn und entrunddt [dbD 44, 54/55, 60 - 71] [KBS 62 - 64]
ai [oă], OMB: [aa], NB: [oă], [oi] +ain Stain (+ = Betoonung) mhd. ein stein, bairisch ei --> ai --> oi --> oa. In dyr oberdeutschn Schrift seind ai und ei (schau bei mhd. ī) aau in dyr früehneuhoohdeutschn Zeit ibahaaups nun unterschidn wordn [dbD 47/48 80/81] [KBS 56 - 59]
äi [eă] zween Stäin bairischer Umlaut ea zo oa [dbD 118]
ei [ai] Leib, Weib mhd. līb, wīb, bairisch verzwilautt, in s Schriftdeudsche ibanummen, dösswögn "neuhochdeutsche Diphthongirung" ghaissn [dbD 43/44 60 - 71] [KBS 50/51]
au [au] Bauch mhd. būch, bairisch verzwilautt, in s Schriftdeudsche ibanummen, dösswögn neuhochdeutsche Diphthongirung ghaissn [dbD 43/44 60 - 71] [KBS 50/51]
aau [àà], Duenyraum: [au] 'I aau' sagt dyr Ösl mhd. ouch, bairisch zmeerst Monophtongirt [dbD 77] [KBS 60/61]
eu [ai], SB, tailweis MB: [oi]~[ui]~[éu] leuchtn mhd. liuchten (altlangs ü), bairisch diphthongirt, in s Schriftdeudsche ibanummen, dösswögn neuhoohdeutsche Diphthongirung ghaissn, bairisch groessertails spaeter entrunddt [dbD 43/44, 54/55, 60 - 71] [KBS 52 - 55]
[oi]~[ui]~[éu]
[ia], NB: [ej]
iba dyr Teuffn teuff, tieff [BW I/590] ist ayn Sunderfall, weil dös Wort zween Wög gangen ist: a) teuff (ahd. mit iu, boarisch toif, tuif), b) tieff (ahd. mit io, mhd. naach , bairisch tiaf) wie bei n [dbD 60 - 71] [KBS 62 - 64]
äu [ai] Gäu mhd. göü, geu, entrunddt zo Gai [dbD 54/55] [KBS 37]
y [ă] yso ayn Krättler schwachtoonige Nöbnsilbnen werdnd abgschwöcht in dyr mittlhoohdeutschn Zeit [dbD 32]
n nunslig ain Stain, zween Stäin naach de meerern Selbstlautter gnunslt °nasaliert° [dbD 44] [KBS 59] [BGr 18/19]
h [ch] daa geet s fein gaeh aufhin mhd. gæh(e), gāch, alts h nun stark ausgsprochen [BGr 22]
l MB: [i], SB, NB: [l]   mitterbairisch naach de meerern Selbstlautter verselbnlautt, norderbairisch und sunderbairisch nit verselbnlautt [dbD 55/56, 60 - 71] [KBS 65]

Es geit wie in n Schriftdeudschn folgende Mittlautt ainfach/waich und doplt/hört als entspröchnde Schreibweis zo n Anzaign ob der vorige Selbstlautter lang oder kurz ist: p/pp, t/tt, k/ck. Aft geits aau non folgende nit-schriftdeudschn "Doplungenn": b/bb (grob/öbbs), d/dd (Gwand/eingwänddn), g/gg (+ain Strig/zween Strigg), chs/x (Hächs/Fux), h/ch (gaeh/starch), sh/sch (+ain Tish/zween Tisch). D Grapheme gg, x, ch, ck künnen also yn Guttural-Fortis in n dö sunderbairischn Mundartn anzaign. Doplte "nn" zaing an däß s "n" gsprochn werd. Ainfache "n" werdn in gwisse Mundartn gnunslt.

Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Gesprochene Wikipedia Den Obschnid gibts ois Audiodatei:
Speichern | Informationen 

Spraachbau und Wortschaz

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

De bestimmtn Artikl (verainfacht)

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
volltoonig schwachtoonig
Ainzal
m. f. n. m. f. n.
Nennfallst der dös dyr d s
Göbfallst yn dönn yn derer yn dönn yn n yn dyr yn n
Klagfallst dönn dös önn d s
Meerzal
Nennfallst die d
Göbfallst (yn) dene yn de
Klagfallst die d

De unbestimmtn Artikl (verainfacht)

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
volltoonig schwachtoonig
m. f. n. m. f. n.
Nennfallst ain ayn
Göbfallst (yn) ainn ainer (yn) ainn yn aynn ayner yn aynn
Klagfallst ainn ain ain aynn ayn ayn
Doplzal
m. f. n.
N., G., Kl. zween zwo zwai

persönlichne Vürwörter

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
volltoonig
Ainzal Meerzal
1. P 2. P 3. P. 1. P 2. P 3. P
m. f. n.
Nennfallst i du er is is mir ös
Kunnfallst °Genitiv° meiner deiner seiner irer seiner ünser enker iener
Göbfallst mir dir iem ir iem üns enk ien
Klagfallst mi di iem is is üns enk
schwachtoonig (andernfalls)
Nennfallst - - yr s s myr - s
Göbfallst myr dyr (ayn s) n - (ayn s) n - - -
Klagfallst - - n - n - - (ayn) s

Possisivpronomen

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
Schriftdeudsch Bairisch Wiki-Lautschrift buechspraachlich
mein mei mein
dein dei dein
sein, ihr, sein sei, iără/iă, sei sein, irer, sein
unser unsă
Sid-MB+SB: insă
Nord-NB: unnă
ünser
euer enkă/aiă/aichă enker
ihr eănă/iă iener

Indefinitpronomen und unbestimmte Zalwörter

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
Schriftdeudsch Bairisch (BAR-Wiki-Umschrift) buechspraachlich + Beispill
alle òlle alle
alles òllas/òiss alls
die ganzen/sämtliche de gånzn/de sämtlichn dö gantzn
jeder a jeder, a jede, a jeds ayn ieder Man, ayn iede Frau, a ieds Kind
viele/eine Menge vül/a(n) Hàffa vil/ayn Hauffen Mannen/Mänder, Frauenn, Kinder
vieles vül/vui/vüü vil
die meisten de mèjerern/mehrern/meistn de Meerern/Maistn Mannen/Mänder, Frauenn, Kinder
manche/mehrere månche
etliche etla/etle/etliche ayn(n) Öttlych Mannen/Mänder, Frauenn, Kinder
ein paar a bòr ayn Par Mannen/Mänder, Frauenn, Kinder
wenig weng/wenich/wenik/weni
ein wenig/ein bisschen/etwas a weng(al)/a biss(a)l ayn(n) Weeng/Bissleynn ayn Wasser
beide òlle zwoa baide / all Zween/Zwo/Zwai Mänder
etwas ebb(a)s/wos öbbs
jemand ebber/wer öbber
keiner koaner, koane, koans kainer, kaine, kains
niemand neamads/neamd/neamds/nemads niemdd
nichts nix nix

Zeitwort-Spraachbau

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

ainfache Vergangenheit

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

In dyr Bairischn Buechspraach ist de ainfache Vergangenheit (Präteritum, ungnäuner "Imperfekt") als Erzölvergangenheit widerhergstöllt wordn. Ys Bairische haat s Präteritum schoon vor 500 Jaar verloorn, netty die dreu Hilffszeitwörter wollt, sollt, war nit. Seit derer Zeit werd fia dös de zammgsötzte Vergangenheit (Perfekt) mit habn und sein verwenddt [dbD 98 - 101] [BGR 53 - 55]. In n Schriftdeudschn ist ys Präteritum afer non löbndig; drum seind aau die altn bairischn Verganheitsformenn nit schwaer zo n Versteen.

Is gibt "starche" und "schwache" Zeitwörter. Bei de schwachn ist s ainfach: Daa kimmt ayn "g-" vor de Gögnwartsform hin ("i gmach" = "ich machte"), Geet dös nit, ist s halt ayn "ga-" (gå-, schwachtoonig): "i gakenn" usw. De starchn werdnd ainfach aus dyr altn Spraach ibanummen und seind anleich, aber bei Weitn nit allweil gleich, wie in n Schriftdeudschn: "i kimm/kaam/bin kemmen/kaem (käme), "i wash/wuesh/haan gwaschn/wüesch". In n Grund seind s die Formenn wie in n "Schmeller"[BW].

Ayn Beispil aus dyr Sturmi-Bibl (De Bschaffung 1, 1-2) is "Eyn n Anfang bschuef dyr Herrgot önn Himml und d Erdn. Und d Erdn war oed und laer, finster war s iba dyr Teuffn, und yn n Herrgot sein Geist gschwöbt iba n Wasser.": bschuef (heint: hot/hout daschåffa, lutterisch: erschuf) ist ayn alte starche Form; gschwöbt (heint: is gschwebt, lutterisch: schwebte) ist ayn alte reglmaessige Form; war (heint: wor/wår, lutterisch: war) aau ayn unreglmaessige Form, dö wo heint nun nöben is gwen/gwest auftaucht.

Ayn Beispillistn
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Daader aynmaal ayn ainfacher Ibablik iba göngige Formenn naach n Spraachgebrauch in dyr Sturmibibl. Dö Listn ist wöder umfasset, non sollt s als eeherne Norm betrachtt werdn. Was "starch" und "schwach" ist, entscheidt lösstlich s Mittlwort in n Bairischn. D Reihennfolg ist Nennform - Gögnwart; Vergangenheit; Mittlwort; Bedingungsform.

I:

  • machen - i mach, du machst, er macht, mir/sö machend, ös machtß; i gmach, mir/sö gmachend; gmacht; i machet, mir/sö machetnd, ös machetß
  • denken - i denk; i gadenk; denkt; denket
  • freun - i freu; i gafreu; gfreut; freuet
Vor aynn Schlaglautter, aber aau bei Unklaarheitn, öbbenn bei "freun", weil daa aau d Nennform schoon "gfreun" lauttn kan, springt bei de schwachn Zeitwörter dös unbetoonte "ga-" (gå-) ein.

II:

  • schreibn - i schreib; i schrib; gschribn; i schrib (nootfalls: schreibet)
  • scheuhen - i scheuh; i schih; gschihen; i schih (bzw.: scheuhet)
  • schneibn - es scheibt; es schnib; gschnibn; es schnib (bzw.: schneibet)
De häuffigste Gruppn; "schneibn" kan starch sein, mueß aber nit. "scheuhen" zaigt, däß si daa tiemdd öbbs aus "fremde" Gruppnen eingschlichen haat (schoon bei n Schmeller dyrseit).

III:

  • singen - i sing; i sang; gsungen; i säng
  • brinnen - s Haus brinnt; s Haus brann; brunnen; s Haus bränn
  • bringen - i bring; i brang; brungen; i bräng
  • winken - i wink; i wank; gwunken; i wänk
Wider: Nit s Lutterische ist dyr Maaßstab, was starch ist!

IV:

  • biegn - i bieg; i bog; bogn; i bug
  • höbn - i höb; i hob; ghobn; i hub
  • liegn - i lieg; i log; glogn; i lug
  • klieb - i klieb; i klob; klobn; i klub
Wo s Lutterische in dyr Bedingungsform ayn Ö haat, ist s in n Bairischn ayn U. Vergleich aau d Nämst "dyr Bug", "dyr Hub", "d Lug" und "dyr Klub" (= "Spalt", nit öbbenn "Verain"; dyrfia "de Zöch" und so weiter).

V:

  • geltn - i gilt; i galt; goltn; i gält
  • sterbn - i stirb; i starb; gstorbn; i sturb
In dyr Bedingungsform steet Ä older U, was halt aindeuttiger ist.

VI:

  • grabn - i grab; i grueb; grabn; i grüeb
  • frössn - i friß, mir frössnd; i fraaß, mir fraassnd; gfrössn; i fraess
  • haissn - i haiß, mir haissnd; i hieß, mir hiessnd; ghaissn; i hiess
  • schlaaffen - i schlaaf, mir schlaaffend; i schlief, mir schlieffend; gschlaaffen; i schlieff
  • spröchen - i sprich, mir spröchend; i spraach, mir spraachend; gsprochen; i spraech
Acht auf d Ruggnaam von dyr Ainsilberdenung sowie d Umlauttung in dyr Bedingungsform. D Nämst entspröchend tailweis yn dyr Vergangenheit: "d Spraach", "dyr Fraaß".

VII - Was allss yso aus n Ramen fallt:

  • sein - i bin, du bist, er ist, mir/sö seind, ös seitß; i war; gwösn; i wär
  • habn - i haan, du haast, er haat, mir/sö habnd, ös habtß; i hiet; ghaat/ghabt; i haet
  • tuen - i tue, mir/sö tuend/tüend, ös tuetß/tüetß; i taat; taan; i taet
  • geen - i gee, mir geend/gengend; i gieng; gangen; i gäng
  • steen - i stee, mir steend/stengend; i stuendd/standd; gstanddn; i ständd
  • künnen - i kan, mir künnend; i kunnt; künnen; i kännt
  • müessn - i mueß, mir müessnd; i gmueß, mir gmüessnd; müessn; i müesset
  • derffen - i derf, mir derffend; i darf, mir darffend; derffen; i därff
  • wissn - i waiß, mir wissnd; i gwaiß, mir gwissnd; gwisst; i wisset
  • wolln - i will, mir wollnd; i gwill, mir gwollnd; wolln; (i wollet)
  • mögn - i mag, mir mögnd; i gmag, mir gmögnd; mögn; (i möget)
"mecht" haat si verselbstöndigt, drum obn de Klammerausdrück. D Mittlwörter seind grad +ain Müglichkeit - statt "künnen" kan öbbenn aau "gekünnt" und anleich steen; dös haat aber daader kainn Einfluß auf d Vergangenheitsform.

aigntliche Mög

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Als aigntliche Möglichkeitsform (Konjunktiv I) haat de Bairische Buechspraach d Möglichkeitsform mit dyr Endung -eb aus n Zimbrischn. Dyr Konjunktiv I wird in n Bairischn ausser in ayn par föste Wendungen niemer verwenddt; myn nimmt fia dös önn Indikativ her [dbD 102/103] [BGr 69]. In n Schriftdeudschn git s önn Konjunktiv I aber nun. Was gern "Konjunktiv" gnennt werd (aigntlich "Konjunktiv II"), ist von dyr Verwendung her in dyr Regl de Bedingungsform. Von derer aus kan myn oft auf de richtige Vergangenheitsform zruggschliessn: "i kaem" > "i kaam", "i schlüeg" > i schlueg". D Form auf "-et" empfilht de Buechspraach (abgseghn von de schwachn Zeitwörter) grad in n Nootfall, d Umschreibung mit "taet" grad in begründdte Ausnaamenn: "Künnen taet i schoon, aber mögn tue i nit."

Ayn Beispil aus dyr Sturmi-Bibl (De Bschaffung 2, 15) is "Dyr Trechtein naam also önn Menschn und gsötzt n eyn n Gartn Öttn einhin, dyrmit yr n baueb und hüetteb.": baueb, hüetteb (heint: dyrmit yr n baut und hüett, lutterisch: damit er ihn bebaue und hüte).

eerste Zuekumft

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Aau ayn eerste Zuekumft (Futur I) verwenddt de Bairische Buechspraach. Es Futur I kennt es Boarische zwaar nun; myn nimmt aber fia dös gwonerweis es Präsens her [BGr 51/52]. In n Schriftdeudschn wird es Futur I nun öfters hergnummen. De Bairische Buechspraach haat ayn bsundere Zuekumftsform mit gaan + Nennform.

Ayn Beispil aus dyr Sturmi-Bibl (De Bschaffung 2, 17) is "aber von n Baaum der Wissnheit von Guet und Boes derffst nit össn; denn baldst dyrvon isst, gaast sterbn.": gaast sterbn (heint: werst/wirst sterm); oder (De Bschaffung 2, 17) "Dösswögn gaat dyr Man önn Vatern und d Mueter verlaassn und si an sein Weib binddn, und sö werdnd ain Leib.": gaat verlaassn (heint: werd/wird valåssn/valoun).

Dyr Wortschaz von dyr Bairischn Buechspraach haat meerer Quellnen: De ibaliferte Bairische Spraach, "gwone" deutsche Wörter, aau öbbenn mittlhoohdeutsche, Neubildungen und Verleehnungen. Dös haisst zo n Ainn, däß ayn ieds bairische Wort aau sein buechspraachliche Fassung haabn sollt und zo n Andern, däß öbbenn eyn n Bairischn vorhanddne Luckenn durch buechspraachliche Neubildungen gschlossn werdn sollnd. Kimmt yso wie daader obn öbbenn dös Wort "Präteritum" vür, naacherd nit, weil s bairisch-buechspraachlich wär, sundern daa ist s ainfach aus n Lutterischn zitiert.

Ibaliferte Wörter

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Schriftliche Belöge fia de Bairische Spraach geit s grad gnueg (Schmeller [BW], Schatz [Sch], ÖWB [OeWB], usw.) und ainige Grundsätz fia dös, wie de buechspraachliche Schreibung von de Wörter mit dyr Wortherkumft zammhöngt, seind drobn in da Lauttungstabln zammgfasst und eyn dönn untern Abschnit "Schreibung" bschribn.

Neubildungen und Verleehnungen

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Dyr oberste Grundsaz bei de Neubildungen ist, däß sö si harmonisch eyn s Bairische einfüegn müessnd. Dösswögn kemmend s eender von germannische, alt- older mittlhoohdeudsche Wurtznen hervür older sö seind netty lauttliche Anpässungen aane deudsche Entspröchungen. Ayn umfassende Listn mit Neubildungen gibts aa.

Yn n Rowley Anthony zwickt zu n Beispil, däss ys eingangene Präteritum eyn de Buechspraach aufgnummen wordn ist. Er sagt "Was ausgstorbn ist, ist ausgstorbn" [Row]. Vil Leut zwickn aau dö Neubildungenn, als Erfindungenn von n ainer Ainzlperson. Öbbs anders ist non, däß myn von Haus aus ausgnummen von gwisse Wörter kain gäumaessige Bsunderheit nimmer eyn dyr Schreibung von dyr BB drinnen haat.

Als nit-phonetischs System ist d Buechspraach automatisch aau nit selbsterklaernd. Weiters geits wöder verbinddlichne Regln zur Ausspraach non ibathaaupts aynn föste Ausspraach sundern is ist allss frei und unverbinddlich. Grad dö Schreibung und dö ist glei wider 100%ig verbinddlich. Und dös machts fia bald aynn Ieds zeerst aynmaal unverstöndlich.

Ausser von n Hell Sepp ist, aau 17 Jaar nach dyr Erfindung von deraynn Planspraach, nach dyr Sturmibibl kain zwaitte Veröffntlichung in dyr Buechspraach bekannt. Dö BB wird von anderne Autorn offnsichtlich nit angnummen. Dö Bekanntheit kimmt also yllain s von n dyr Sturmibibl, dö wo dö eerste bairische Bibl ist und damit muetmaaßlich öffntliche Aufmerksamkeit anzogn haat.

  • Sturmibibl De Bibl eyn dö Bairische Buechspraach ibasötzt (Einfüerung)
  • vaschwundena Impeafekt Ayn Bsunderheit von dyr Bairischn Buechspraach ist de ainfache Vergangenheit, dö wo s heintztags eyn kainer bairischn Mundart nimmer geit.

Quellnen und driba Gschribns

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
  • Hell Sepp: Kollmerstubet. Troosburg 1998.

Für de etymologischn, lauttlichnen und schriftlichnen Zammenhäng ibahaaups:

  • [BGrSch] Schmeller, Johann Andreas :Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt. Karl Thienemann, München 1821[1].
  • [dbD] Ludwig Zehetner: Das bairische Dialektbuch, Verlag C.H.Beck, München, 1985, ISBN 3406305628
  • [BD] Ludwig Zehetner: Bairisches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern, Heinrich Hugendubel Verlag/edition vulpes, Kreuzlingen/München/Regensburg, 2005, ISBN 3980702871
  • [KBS] Manfred Renn, Werner König: Kleiner Bayerischer Sprachatlas, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2006, ISBN 3423033282
  • [BGr] Ludwig Merkle: Bairische Grammatik. Buch & Media, München 2004, ISBN 3865200788.
  • [BW] Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch, 1827. 6. Auflage bei Oldenbourg Wissenschafts-Verlag, (Mai 2002), ISBN 3486526030. Wörterbuch bei der Bayerischen Landesbibliothek Online
  • Friedrich Kluge, bearb. v. Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache/Kluge, Walter de Gruyter, Berlin/New York, 2002, 24. Auflage, ISBN 3110174731
  • [Row] persönliche Mittailung, Prof. Anthony Rowley, Landshut 2009.
  • [Sch] Josef Schatz: Wörterbuch der Tiroler Mundarten, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1993, ISBN 3703002522
  • [OeWB] Victor Dollmayr: Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich, Böhlaus, Wien 1963, ISBN 3700105509, 370010734X, 3700115024, 3700116802, 3700118201, 3700119313, 3700120001, 3700127391, 3700128810, 370012970X, 3700130589, 3700131488, 3700132654

In n Internet

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Abkürtzungen

[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]
  1. Schmeller, Johann Andreas: Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt.