Göttscheabarisch
Göttscheabarisch[1] oda Gottscheearisch (englisch „Granish“[2] gnennt) is a boarischa Dialekt, wo bis 1941 de Haptsproch in da domolign boarischn Sprochinsl Gottscheaba Land (Gottscheer Land) im Sidn vo da Untakrain im heitign Slowenien wor. Göttscheabarisch gheat zua siidboarischn Dialektgruppm. Im Göttscheabarisch san vui oidboarische Relikte dahoidn. Da Dialekt guit ois oana vo de oitatimlichstn Dialekte vom Boarischn.
Göttscheabarisch wead vo da UNESCO ois stoark bedrohte Sproch (critically endangered language) eigstuft. De moastn Lait de wo Göttscheabarisch ren lebm in da USA. Do werds owa nua no vo da ejtastn Generation gredd wead, wo ia Kindheit in Göttscheab (Gottschee) vabrocht hom.[2] Aa in Kanada, Östareich und Deitschland gibts Lait, de wo des owa nua ois Zwoatsproch nutzn.[3]
In Slowenien gibts a poa Famijn, bsundas im Toi Moschnitze zwischen Pöllandl (Kočevske Poljane) und Tschermoschnitz (Črmošnjice), wo de Sproch teiweis no vawendn.[1][4] Woarscheinli gibts owa koane Kinda mea, wo des ois Muadasproch leana duan.
Phonologie
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Kuaze Vokale
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- a (aus e/ä, ë und in Lehnweatan): harzə (Heaz), katschə (Schlanga, < slowenisch kača)
- gschlossans e (aus e und ö): engl (Engl), endrn (endan), lechr (Lecha)
- i (aus i und ü): khint (Kind), jingar (jinga)
- offans o (aus a): bossr (Wossa)
- ö (zwischn o und ö, aus o): khöpf (Kopf), löch (Loch)
- ü (zwischn u und ü, aus u): hünt (Hund)
Lange Vokale
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- â (aus æ, ë, ou, öu in kontrahiatn Suibm und in Lehnweatan): gâbm (gebm), pâm (Baam), pâmr (Baama), 'sâbl (Sabl, < slowenisch 'sablja)[5]
- gschlossans ê (aus e): êdl (edl)
- î (aus i und ü): lîgn (liegn)
- ô (zwischn o und ö, aus o): khône (Traung, mhd. < kone „Eheweib“), ôbm (obm)
- offans û (aus â und a): nûme (Nama)
Diphthonge
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- ai (aus î, iu und in Kontraktiona): baip (Weib), laitə (Leute), gəlait (gelegt), gərait (geredet)
- aü (aus û): maüsch (Maus), haüsch (Haus)
- au (aus al und ël): baut (Woid), hausch (Hois)
- ea (aus ê, œ und ë vor r): khlea (Klee), 'schean (scheen), eardə (Eadn)
- iə (aus ie, üe und i vor r): liəp (liab), hiətə (Hiat), miər (mia)
- oa (aus ô und o vor r): proat (Brod), khoarn (Korn)
- oi (aus ei und in Kontraktionen): 'schtoin (Stoa), proit (broad), gəshoit (gsogt)
- uə (aus â und a vor l, n, r, s und Dentalen): juər (Joar), huəshə (Hos, Kanickl)
- üə (aus uo): güət (guad), tüən (doan)
Morphologie
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]De Konjugation vo de Verbm stimmt mit de andan boarischn Dialekte ziemle iwaein. S Praeteritum is ebmfois valorn ganga und wead duachs Perfekt dasetzt. Andasta ois wiar im Middlboarischn vaschwindds s Praefix ge- vom Partizip Perfekt in da Regl ned. Da Konjunktiv II bleibt dahoidn und griagt ba de stoarkn Verbm de Endung -öt: nâmöt (standarddt. 'nähme').
Vui maskuline Substantive trogn andasta ois wia in andan boarischn Dialektn de Pluralendung -ər bzw. -r: pâmr (Baam), 'schtoindr (Stoana). De Vakloanarungsendung -lain is voi dahoidn, ko owa za -le vakiazt wean. A Genitivforma san im Göttscheabarisch belegt: wuətrsch haüsch (s Haus vom Vodan), danebm gibts owa aa de boarische Form: in wuətr shain haüsch (am Vodan sei Haus). Aa dees Adverb 'schmoarönsch (in da Fruah) is a Obkiazung vom Genitiv „[de]s Morgens“.
Verb "shain" (sein')
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Presens
göttscheabarisch | middlboarisch |
---|---|
I pin | I bin |
dü pischt | du bist |
ar, shi, es ischt | ea, se, des is |
bir shaibm | mia san |
ir shait | ees seids |
shai hent | se san |
- Perfekt
göttscheabarisch | middlboarisch |
---|---|
I pin geban | I bin gwen |
dü pischt geban | du bist gwen |
ar, shi, es ischt geban | ea, se, des is gwen |
bir shaibm geban | mia san gwen |
ir shait geban | ees seids gwen |
shai hent geban | se san gwen |
Verbm: 'doa, kena, miassn, woin, wean'
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- I tün, khonn, müss, bill, bert
- I dua, ko, muass, wui, wead
- Dü tüscht, khonscht, müscht, bilscht, berscht
- Du duast, konnst, muasst, wuist, weasd
- Ar (shi, es) tüt, khonn, müss, bill, bert
- Ea (se, des) duat, ko, muass, wui, wead
Syntax
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]De Syntax untascheidd si ned vom iwrign Boarisch.
- Beispui
- A güatr Urbaita khonn güat vrdian’.
- A guada Orwada ko guad vadeana.
- Heant abakh hent di maistn Göttscheabare Paüern geban.
- Friara amoi san de moastn Göttscheabara Bauan gwen.
- Bia hoisset inshr dar neie Pirgamaistr? - I böss’ et.
- Wia hoasst unsa neia Buagamoasta? - I woass net.
- Buas tüscht dü? - I tün nisch.
- Wos duast du? - I dua nix.
- Namab’r in Tsük. Es ischt tse bait tse gean.
- Nemama an Zug. Dees is z weit zan geh.
- Buhin geascht dü? - I gean inkhafm.
- Wohi gehst du? - I geh eikaffn.
- I hon tsbean Priadre ünt drai Shbeschtern.
- I hob zwoa Briada und drei Schwestan.
- Ar hot a Vraintin in Bian.
- Ea hod a Freindin z Wean.
- Shai bunent in New York.
- Se wohna z New York.
- Benn shi Epfl Schtrüdl mochet, ottr geab’r olle hin assn.
- Wenn se Opfestrudl mocht, nacha genga ma oi hi essn.
- Shi khonn moarn et kham, shi müss gean urbaitn.
- Se ko morgn ned kema, se muass orwadn geh.
Lexik
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Wortschotz is haptsächli boarisch, wia z. B. ertokh (Eadog, Diansdog), pfinstokh (Pfinsda, Donnasdog) und pfoit (Pfoad, Hemad). Aa da Karntnarische Einfluss mochd se bemeakboar: lai (nua) oda Verbm af -azn wia z. B. gelmazn (schrein).
Dazua gibts natiale Lehnweata ausm Slowenischn, ausm Kiraleatein bzw. ausm Italienischn: jöken (woana, < slowen. jokati), râzle (Antn, < slowen. raca), kölar (Hoiskrogn, <ital. collare).
A poar Wortbeispui:
göttscheabarisch | middlboarisch |
---|---|
Bian | Wean |
derplietn | vabluadn, dabluadn |
gross, greasser | gross, gressa |
Hoachtseit, -tseitn | Hozat, -zatn |
hoissn | hoassn |
hüttsn | hutschn (schaukln) |
iberol | iwaroi |
Iberplaiboch | Essnsrestln ('Iwableibsln') |
ibrikh | iwrig |
jüchaitsn | juchatzn |
kreakn | greischn |
Krischpam | Christbaam |
Mütr | Muada |
nisch | nix |
Rosch, Rescher | Ross, Ressa |
Tsimmermonn, -mander | Zimmamo, -monna |
Ttüsl | Rausch, Dusl |
Ubmt | Ombd |
ümdran | umdraan |
unlegn | oziagn, (Gwand) olegn |
Uerlop | Urlab |
uschtraitn | ostreidn |
venvai, venf | fimfe, fimf |
Verschtont | Vastond |
Vutr | Voda |
Sprochbeispui
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]A berihmts Göttscheaba Voiksliadl geht so:
- Pain Roashnprünn[6]
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn,
- hon i tsboi Reashlain vünn.
- A plubas ünt oins baiss bia Shneab,
- dia vinnat mon lai in Göttscheab.
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn.
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn,
- hon i tsboi Vegalain vünn.
- Dia shingant ju shö shiass ünt schean,
- due müss ju lai dos Loid vargean,
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn.
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn,
- hon i main Diarndle vünn.
- Ünt bia i du gashassn pin,
- du khimmat a Göttscheabarin.
- Pain Roashnprünn, pain Roashnprünn.
- Ban Rosnbrunn
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn,
- hob i zwoa Resal gfundn.
- Oans blau und oans weiss wia Schnee,
- de findd ma nua z Göttscheab.
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn,
- hob i zwoa Vogal gfundn.
- De singa jo so siass und schee,
- do muass scho glei dees Leid vageh.
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn,
- hob i mei Deandl gfundn.
- Und wiar i do gsessa bin,
- do kimmt a Göttscheabarin.
- Ban Rosnbrunn, ban Rosnbrunn
Schau aa
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Beleg
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- ↑ 1,0 1,1 Maridi Tscherne: Wörterbuch Gottscheerisch-Slowenisch. Einrichtung für die Erhaltung des Kulturerbes Nesseltal, Koprivnik/Nesseltal 2010.
- ↑ 2,0 2,1 Granish – a Minority Language Spoken in Slovenia (Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven)
- ↑ Anja Moric: Usoda Kočevskih Nemcev - Ohranjanje identitete kočevskih Nemcev. Diplomsko delo, Univerza v Ljubljani, 2007
- ↑ Pokrajinski muzej Kočevje: Vsi niso odšli / Nicht alle sind gegangen
- ↑ Marko Snoj: Slovenski etimološki slovar. Modrijan, Ljubljana 2003. S deitsche Wort Säbel kimmt ausm Slawischn.
- ↑ Pain Roashnprünn af gottschee.de
Literatua
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Walter Tschinkel: Wörterbuch der Gottscheer Mundart. 2 Bände. Mit Illustrationen von Anni Tschinkel. Studien zur Österreichisch-Bairischen Dialektkunde. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wean 1973.
- Maridi Tscherne: Du höscht lai oin Hoimöt. Gottscheer Mundart-Liederbuch. Slowenischer Gottscheer Verein Peter Kosler, Ljubljana 2010.
- Maridi Tscherne: Beartərpiəchla - Göttscheabarisch-Kroinarisch. Kočevarsko-slovenski slovarček [Wörterbuch Gottscheerisch-Slowenisch]. Einrichtung für die Erhaltung des Kulturerbes Nesseltal, Koprivnik/Nesseltal 2010.
- Martha Hutter: Gottscheerisch - an introduction to the language of the Gottschee Germans. 1994
- Horst Krautland: De Khöscht ahoime in Göttscheab - die Kost daheim in Gottschee. Gottscheer Landsmannschaft Klagenfurt, 2008; (oanzigoartigs Kochbiachl; in göttscheabarisch und deitsch gschriebm).