Abrogans
Der Artikl is im Dialekt Hausrukfiatlarisch gschriem worn. |
Da Codex Abrogans, a keronischs Weatabuach gnend, is a mitloitaliches Latein/Oid-Boarisch Weatabuach ausn 8. Joahundat, in dem a Mönch, woaschainli da siddiarola Arbeo fu Freising, lateinische Wöata in de regionale geamanische Schbroch iwasezt hod. Es güt ois woaschainil ödasdes "deitsches" Buach, des bis heit iwalifat woan is. Des Oaginal gibt s owa heit neama, sondan blos a fragmentarische Obschrift ausn Joa 810 und a komplete Veasion in Oid-Alemanisch de heit in da Schdiftsbibliodek fum Glosda Sankt Gallen aufbewoad wiad(Codex Sangallensis 0911).
Hintagrund
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]De missioniaradn Mönch im frian Mitloita haum des Grsisdndum zu de geamanischn Schem bringa woin und dafia lateinische reliöse Text in de geamanische Schbroch fu de neichn Glaibing iwasezn miassn. Ois Hüf zum preding und a zum Latein leana fia de neichn geamanischn Mönch in de Glesda is des Abgrogans-Weatabuach auglegt woan. Abrogans hoasts desweng, wai des des easchde Woat is, des auf da easchdn Seitn schded (abrogans - dheomodi. = demiatig).
Da Abgrogans Codex basiad woaschainli auf am Latein/Latein Glossarium, wo iagendwo in Italien, woaschainli im Glosda Vivarium in Kalabrien a Weatabuach fia södane und schwa faschdendliche lateinische Weata in bessa faschdenliche modeanare iwasezt woan san. De domolign Leit in Italien haum nemli des klassische Latein a schau neama wiaklich faschdaundn.
Insgesaumt bschded da Codex Abrogans aus 324 Peagament-Seitn, mid iwa 3.670 Weatan in iwa 14.600 Beleg, de fu Latein in de sidgeamanische Foiksschbroch iwasezt woan han (Oid-Alemanisch, Oid-Boarisch). Damid is des a oane fu de wichdigstn Beleg fia de Schbroch aus deara Zeid.
Schreiwa
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Schreiwa fu da easchdn Veasion fum Abrogans is woaschainli dea aus Meran schdaumende siddiarola Mönch Arbeo (723-784) gwen, dea schbeda Bischof fu Fraising woa und a doat gschdoam is. Da Arbeo hod a de lateinische Vita Corbiniani gschrim, a Buach iwa s Lem fum heilign Korbinian, dea Missionar bai de Bajuwaren und dea easchda Bischof fum Glosda Fraising woa.
Aundaraseits kintad a da Sankt Gallna Mönch Kero in Codex Abrogans gschrim hom, fu dem aungeblich a de Benediktinaregln fum Joa 750 schdauman. Desweng wiad des Manuskript in da Literatua a maunchmoi "Keronischs Weatabuach" gnend.
Ausn 8. Joahundat is uns fu dem Buach koa Exemplar bis heit iwalifat. Blos drai jingane alemanische Obschriftn fu da boarischn Foalog gibt s heit nu. D besde, owa laida faschdümite Haundschrift, is a diarekte Obschrift fum Oaginal und is woaschainli in Murbach oda in Rengschbuag ums Joa 810 gmocht woan und ligt heit in da Franzesischn Nazionalbibliodek in Baris (Paris, Bibl. Nat., cod. lat. 7640, f. 124r-132v).
D best eahoidane Obschrift is da Codex Sangallensis 0911, dea im Glosda Sankt Galln ligt und fu dem a de Büdl do san.
Bedeitung
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Codex Abrogans is des woaschainli ödasde Buach, des in oana westgeamanischn Schbroch gschrim woan is. Es gibt nu ödare Biacha auf Gotisch, owa des woa jo a ostgeamanische Schbroch de a schbeda ausgschdoam is. Fu da romantisch-nazionalisdischn Geamanistik fum 19. Joahundat is da Codex Abrogans desweng fu Leit wia de Grimm Briada und zum ödastn "deitschn" Buach und ois "Beginn des deutschen Schrifttums" hochschdilisiad woan.
In Wiaklichkait woa da Abrogans owa des easchde boarische Buach, zu mindest waun ma in de Kategorin fu de nazionaln Geamanistn aus deara Zeid denkt. Und waun a des boarische ned gauns sicha is, wai ma s Oaginal neama hod und s neta mea alemanische Obschriftn gibt, daun woa s hoid des easchde alemanische Buach. D oidhochdeitsche Literatua- und Schbrochwissnschoft tendiad owa schau dazua, dass in Codex Abrogans im Skirptorium fum Glosda Fraisung zua oadnet.
Es is iwahaupst da Codex Abrogans nu ned komplet eafoascht, jo es keman sogoa iwa 700 geamanische Weata foa, fia de ma bis heit koa Iwasezung woas.
Text fu da easchdn Seitn
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Text fu da easchdn Seitn (fu insgesaumt 324 Seitn) is (jewails Latein/südlichs Westgeamanisch):
- Abrogans. dheomodi. humilis: samftmoati. abba. faterlih: pater. fater: abnuere. ferlaucnen. renuere. pauhnen. recusare. faruuazzan: refutare: fartriban. absque uetere. uzzana moatscaffi: absque amicicia. uzzana friuntscaffi: abincruentum. anasceopandi. abinmittentes. analazcende. absit. fer si. longe sit. rumo si. abest. fram ist: deest. uuan ist. abdicat. farchuuidhit. abominat. faruuazzit. denicat. farsahchit. repudat. fartribit. abstruhum. uncafori. clandestinum.
A boa Paraleln zum heitign Boarisch foin oan schau auf, a waun ma koa Oidhochdeitsch gleand hod:
- abrogans = dheomodi (demiatig)
- humilis = samftmoati ('saumftmiati)
- pater = fater (Fota)
- abnuere = ferlaucnen (falaignen, fawaigan)
- amicicia = friuntscaffi (Freindschoft)
- abominat = faruuazzit (fawaist, fawunschn)
- abinmittentes = analazcende (daunalossend, oblossad)
- denicat = farsahchit (fasoachit)
- repuda = fartibit (fadrim)
Anmeakung: Intresant zum fest schdön is a, das de Laudfaschiabung fu P zum F, zum Baischbü in friuntscaffi (Freindschoft, engl. friendship) - de jo im Südn, oiso fum Boarischn und Alemanischn ian Ausgaung gnuma hod, domois, im ola easchdn Buach schau realisiad is!
Schau aa
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Beleg
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Bernhard Bischof (Hrsg.): Die "Abrogans"-Handschrift der Stiftsbibliothek St. Gallen. Das älteste deutsche Buch. Zollikofer, St. Gallen 1977
- Jochen Splett: Abrogans deutsch. In: Verfasserlexikon, Bd. 1 (1978), Sp. 12-15.
- Jochen Splett: Abrogans-Studien. Steiner, Wiesbaden 1976 (zugl. Habilitation, Universität Münster 1972)
- Carlos Soares Bechtinger, Universidade Estácio de Sá, Rio de Janeiro: Über die Germanistik (Abrogans Zitat, gseng am 16.10.2007)
- Volltextausgabe des Abrogans (Latein/südliches Alt-Westgermanisch)
- Digital-Faksimile der Abrogans-Handschrift (Cod. Sang. 911) in der digitalen Stiftsbibliothek St. Gallen Codices Electronici Sangallenses (CESG)