Nutza:Ric/Noadische Mythologie

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Mythische Personen und Orte
(Die Liste ist nicht vollständig)
Asn

Balder, Bör, Bragi, Buri, Dag, Delling, Forseti, Gauti (Odin), Grimnir (Odin), Heimdall, Hermod, Höder, Hönir, Kvasir, Lodur, Loki, Magni und Modi, Odr, Odin, Rig, Skjöld, Thor, Tyr, Uller, Vali, Ve, Vili, Vidar, Wodan

Asinnen

Bil, Eir, Frigg, Fulla, Gefjon, Gna, Hnoss, Idun, Jörd, Lin, Lofn, Nanna, Nott, Saga, Sif, Sigyn, Sjöfn, Snotra, Skadi, Sol, Syn, Thrud, Var (Vör)

Vanen

Freyr, Freyja, Nerthus, Njörðr

Nornen

Urd, Verdandi, Skuld

Alben

Bejla, Byggvir, Völund

Wåiküan

Brynhild, Geirahöd, Geiravör, Geirölul, Gunn, Göll, Herja, Herfjötur, Hild, Hjörthrimul, Hlökk, Hrist, Mist, Randgrid, Reginleif, Rist, Rota, Sigrun, Skeggjöld, Skögul, Svipull, Thrud

Riesn (Thursn, Jötn)

Ägir, Angrboda, Aurboda, Baugi, Beli, Bergelmir, Bestla, Billing, Bölthorn, Byleist, Farbauti, Fenja, Fjalar, Fornjoter, Gerd, Gilling, Gjalp, Greip, Grid, Gunnlöd, Gymir, Hel, Hrimnir, Hyndla, Hyrrokkin, Jarnsaxa, Laufey, Logi, Menja, Mimir, Mundilfari, Muspels Söhne, Mökkurkalfi, Narfi, Ragnhild, Rán, Rind, Rungnir, Surt, Suttung, Thjazi, Thrym, Thökk, Utgardaloki, Vaftrudnir, Vali (Lokis Sohn), Ýmir

Zweagal

Alviss, Andvari, Austri, Berling, Bil, Brokk, Dain, Dvalin, Galar, Hjuki, Ivaldi, Lit, Lofar, Motsognir, Nidi, Norðri, Nyi, Regin, Suðri, Vestri

Menschn

Ask und Embla, Domaldi, Agni Skjafarbondi, Arngrim, Aurvandill, Beowulf, Bjarkie, Berserker, Draug, Edda, Einherjer, Embla, Gunnar Gjukison, Frodi, Gangleri, Gjuki, Godi, Grimhild, Groa, Gudrun Gjukidottir, Gylfi, Hadding, Haddingjar, Hagbard, Hedin, Lif, Lifthrasir, Röskva, Sygni, Sigurd Fafnisbani, Skirnir, Völva

Mithische Platzal

Alfheimr, Asgard, Bifröst, Bilskirnir, Breidablik, Elivagar, Eljudnir, Fensalir, Folkwang, Gimle, Ginnungagap, Gjöll, Gladsheim, Glasir, Glitnir, Hel, Himinbjörg, Hindarfjall, Hörg, Hvergelmir, Idafeld, Jötunheim, Jarnskog, Landwidi, Lärad, Midgard, Mimameid, Muspelheim, Nastrand, Niflheim, Noatun, Schwarzalbenheim, Sessrumnir, Singastein, Sökkwabeck, Thrudvang, Thrymheim, Utgard, Valaskjalf, Vanaheimr, Vigrid, Vilmur, Vingólf, Walhall, Ydalir, Yggdrasil

Mythische Såchan

Andvaranaut, Brisingamen, Draupnir, Gand, Gjallarhorn, Gleipnir, Gram, Grotti, Gungnir, Helgrind, Hlidskialf, Hringhorni, Megingjörd, Misteltein, Mjölnir, Naglfar, Odhrörir, Reginnagl, Skidbladnir, Tyrfing, Urdbrunnen

Mithische Viecha

Allsvinn, Arvaker, Auðhumbla, Dain, Dwalin, Duneyr, Durathror, Eikthyrnir, Fafnir, Fenriswolf, Garm, Geri und Freki, Grani, Gullinborsti, Gullinkambi, Gulltopp, Hati, Heidrun, Hildisvin, Hofvarpnir, Hræsvelgr, Hugin und Munin, Midgardschlange, Managarm, Nidhöggr, Ratatöskr, Rimfaxi, Skinfaxi, Skalli, Sköll, Sleipnir, Svadilfari, Sährimnir, Tanngnjostr und Tanngrisnir, Vedrfölnir, Widofnir

Ois de noadische Mythologie nennd ma olle Mithn, des in de Quön vo da voachristlichn Zeid in Skandinavien gém håd.

Wos wichtig is[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

De noadischn Mythn san zum Tei de kontinentalgeamanischen Mythn ähnlich. Ma glaubt, dass de Göttagsöschåft ãm Ãfang de söwe gwen is. De noadische Mythologie woa nia sowos wie a Religion in da heitign Zeid. Da Glaubnsinhoit is a nia féstglegt woan. De Mythn woan eha a Årt theoretischa Üwabau fia bestimmte Foamen vo dera Kuitua und ham rechd wéng midn Glaubn, den mia moanan z'doa.[1]

Es gibt neta a boa schriftliche Såchan aus da Zeid vo de damolign mythnischn Kulte. Dés woan meistns Runen, de in an Stoa odas Metåll gritzt woan san. De meistn Quön san aus de römischn und christlichn Schriftn kema. Dé woan néd aus easta Hãnd und a ned neitral. Ma muas owa a sågn, dass de skandinavischn Dichta de Elemente vo da christlichn Religion vawendt ghåbt ham ohne dass denen eanan Inhoit iwanumma hädn.[2]

Achäologische Quön[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Da Sonnenwågn vo Trundhoim

Es is aus da religiösn Sicht ned völlig sicha, ob mid de steinzeidlichn Kultn schã Götta ois lebnde Wesn vabunden woan san. Es is a guad méglich, dass da Blitz, de Bam, de Stoana, d'Eadn und s'Wåssa söwa ois lebad gsegn woan san. De Götta ois Leid san in da Bronzezeid duach Fösnbüda und Bronzefiguan belegt. De Feiabeståttung, de's in da zweitn Höftn vom 2. Jåhrtausnd v. Chr. gém hod, is ois Mittl fia d'Sön vo da Befreiung vom Köapa fia a jenseitigs Lebn deit woan.

Åbn dem 4. Jh. n. Chr. gibds de Schiffsbeståttungen in vaschiednste Foamen. De Menschn san in volla Montua mid reiche Beigåbn beståttet woan. Ma findt Münzn gleich wia beim Obolus aus da griechischn Mythologie im Mund vom Totn, mid denen eanara Hüf soid a de Üwafåhrt ins Jenseits zoin kina. Dass dea söwe Brauch zu dera Zeid unåbhängig vom kontinentaln Kultuakreis entstãndn sei soid, is eha unwårscheinlich, da Brauch is eha vo Südn nåch Noadn kema.

Ålle archäologischn Zeignisse brauchan a gscheide Auslegung vo de Schriftquön. Wia da Snorri sei Skåldenleabuach um 1225 gschriem håd, wår da mythologische Stoff vo Skandinavien bis nåch Baian bekãnt. Da Snorri hod de Midgardschlãng, ois a Viech beschriem, des rundum olle Landln im Meer glegn is und si söwa in Schwãnz bissn håd. Dea Text håd wås mid da ringfeamign Schlãng aufm Goidmedaillon vom 5 Jårhundat und an Stoakreizfragment vo Birmingham ausm 8. Jårhundat z'doa. Sei Iwalifarung iss Wichtigste fia's geamanischen Büdschreim oiso da Ikonografi vo de Mythn. Målarein, wias koana textlichn Iwalifarung zuagordnt wean kinan san iwa an bestimmtn Gegnstånd vo da Dårstellung aussa ned zum intapretian.[3]

Schriftliche Quellen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Allgemeine Quellen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Die ältesten Quellen über Mythen nördlich der Alpen stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. und sind von Tacitus überliefert. Andere Quellen sind Votivsteine germanischer Soldaten in römischen Diensten. Sie sind häufig schwer verständlich, weil sie sehr kurz sind und die Kenntnis über mythische Zusammenhänge bereits voraussetzen. Außerdem bezeichnen sie die germanischen Götter in der Regel mit den lateinischen Namen der entsprechenden römischen Gottheiten. Als weitere Quellen kommen Verfasser wie Prokop, Jordanes, Gregor von Tours, Paulus Diaconus und Beda Venerabilis hinzu und Beschlüsse von Kirchensynoden und Gesetze, insbesondere von Burchard von Worms, päpstliche Rundschreiben und Predigten. Sie lassen Rückschlüsse auf die religiöse Praxis des einfachen Volkes auf dem germanischen Kontinent zu, an die sich dann Nachrichten über spätere Zeiten anschließen.

Außerordentlich selten sind Quellen in einer germanischen Sprache, wie die Merseburger Zaubersprüche, der Text auf der Nordendorfer Spange, die angelsächsischen Stammtafeln, Glossen mit Personen und Ortsnamen und die Andeutungen in den Heldensagen. Alle diese Quellen betreffen aber Mythen und religiöse Praktiken der kontinentalen Germanen, und die Schlüsse daraus lassen sich trotz der Verwandtschaft nicht ohne weiteres auf Skandinavien übertragen.

Skandinavien ist mit schriftlichen Quellen reicher gesegnet, in aller Regel in altisländischer Sprache. Allen voran steht die Lieder-Edda, die Prosa-Edda des Skalden Snorri Sturluson, aber auch andere Skalden- und Prosatexte sowie lateinische Berichte wie die des Adam von Bremen, des Thietmar von Merseburg, des Saxo Grammaticus, die Vita Ansgarii des Rimbert. Sogar in der samischen und in der finno-ugrischen Mythologie finden sich Gestalten, die nordgermanische Entsprechungen haben: Hora-galles entspricht dem Thor, Väralden olmai (isl. veraldar guð, Frey), Biegga-galles (Windgott, Sturmgott, Njörd oder Odin). Der schamanistische Odin und die Art wie er seine besondere Sehergabe erhält, ist höchstwahrscheinlich finno-ugrischen Ursprungs.

Es ist umstritten, ob das, was aber die gelehrten norwegischen und isländischen Quellen über die nordische Mythologie berichten, auf Einflüsse der griechischen Mythologie und des christlichen Gedankengutes zurückzuführen ist. Es hat sicherlich nicht zum Glauben im Volke gehört. Einiges kann auch auf Missverständnissen christlicher Verfasser über mythische Vorstellungen und Zusammenhänge beruhen. Sørensen[4] meint, dass die Lieder–Edda genuin heidnische Tradition wiedergibt: Zum einen enthalte die Darstellung der Götter keinen Bezug zum Christentum, auch nicht zu christlicher Moral. Zum anderen betont Snorri selbst den scharfen Unterschied zwischen dem, was er niederschreibt und dem Christentum:

„En ekki er at gleyma eða ósanna svá þessar frásagnir at taka ór skáldskapinum fornar kenningar, þær er höfuðskáld hafa sér líka látit. En eigi skulu kristnir menn trúa á heiðin goð ok eigi á sannyndi þessa sagna annan veg en svá sem hér finnst í upphafi bókar.“

„Die hier erzählten Sagen dürfen nicht vergessen oder Lügen gestraft werden, indem man aus der Dichtkunst die alten Umschreibungen verbannt, an welchen die Klassiker Gefallen gefunden haben. Doch sollen Christenmenschen nicht an die heidnischen Götter und nicht an die Wahrheit dieser Sagen auf andere Weise glauben, als so, wie es im Anfang dieses Buches zu lesen ist..[5]

– Skáldskaparmál.

Snorri verstand also seine Überlieferung als echt heidnisch und für Christen nicht ungefährlich. Ein Einfluss lässt sich insbesondere für die Einrichtung von „Tempeln“ vermuten, die in lateinischen Texten erwähnt werden. Denn es gibt kein entsprechendes Wort für das lateinische Wort templum in Norrøna, und es sind auch nicht die leisesten archäologischen Spuren heidnischer Gotteshäuser gefunden worden. Daher lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welchen Gegenstand die Verfasser mit dem Ausdruck templum belegt haben. Alles spricht für einen Opferkult unter freiem Himmel mit Gelage im Wohnhaus des Goden. Allerdings sind für das Festgelage auch große Hallen nachgewiesen (z. B. Borg auf den Lofoten mit 74 m Länge, Gudme auf Fünen und Lejre auf Seeland mit 47 m). Auch die Ortsnamen auf -hov deuten auf solche zentralen Kultstätten hin. Nach allem, was man weiß dürfte der Gebäude-Tempel in Uppåkra eine Ausnahme gewesen sein. Der Glaube im Volk über die Seelen der Verstorbenen und die Naturereignisse entspricht im wesentlichen dem, was in ganz Europa geglaubt wurde, was auch durch den übereinstimmenden Volksglauben in jüngerer Zeit und auch die ähnliche Nomenklatur für Alben, Zwerge, Nachtmare, Wichtel und Nöck bestätigt wird. Nachrichten über solche Gemeinsamkeiten im Glauben der frühen germanischen Zeit finden sich in dem gemeinsamen Zug, über Bäume und Flüsse hinaus auch die Sonne, den Mond und das Feuer zu verehren. Eine systematische Mythologie, die dem Volksglauben zu Grunde liegt, lässt sich aus den Quellen aber nicht entwickeln. Die Traditionen waren auch nicht einheitlich. So schreibt Snorri z. B. in Gylfaginning über Odin:

„Ok fyrir því má hann heita Alföðr, at hann er faðir allra goðanna ok manna ok alls þess, er af honum ok hans krafti var fullgert. Jörðin var dóttir hans ok kona hans.“

„Allvater kann er heißen, weil er Vater ist aller Götter und Menschen und alles dessen, was durch ihn und seine Macht geschaffen worden ist. Jörð (Erde) war also seine Tochter und seine Frau.[6]

– Gylfaginning Kap. 9

und kurz darauf:

„Nörfi eða Narfi hét jötunn, er byggði í Jötunheimum. Hann átti dóttur, er Nótt hét. … Því næst var hon gift þeim, er Ánarr hét. Jörð hét þeira dóttir.“

„Nörfi oder Narfi hieß ein Riese, der in Riesenheim hauste. Er hatt eine Tochter namens Nacht … In zweiter Ehe war sie verheiratet mit einem, der Ánnar hieß. Jörð (Erde) hieß ihre Tochter.[7]

– Gylfaginning Kap. 10

Hier hat Snorri also zwei unterschiedliche Traditionen über die Eltern von Jörð unverbunden nebeneinander gestellt. Auch stehen ein vertikales Weltbild mit Göttern im Himmel und ein horizontales Weltbild mit dem Wohnsitz der Götter im Mittelpunkt der Erdscheibe nebeneinander. Baldur wohnt in Breiðablik, Njörd in Noatún und Freya in Folkwang, alle im Himmel lokalisiert.[8] Andererseits heißt es, dass die Asen eine Burg Asgard mitten in der Welt bauten und dort wohnten.[9] Es wird sowohl vertreten, dass beides unterschiedliche heidnische Traditionen seien,[10] als auch, dass das vertikale Weltbild einen christlichen Einfluss widerspiegle.[11]

Als weitere schriftliche Quellen können Inschriften gesehen werden. Sie sind auf Brakteaten, Weihe-, Votiv- und Bildsteinen zu finden.

Quellen für die Götternamen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

An Freyr sei Eba, da Gullinborsti

In Skandinavien wurde bei den Göttern Frey, Freya, Njörd und den Asen, vor allem bei Thor geschworen. So rief Egil Skallagrimsson in der Egilssaga 934 einen Fluch von Odin, Frey und Njörd herab, und in Skírnismál werden Flüche im Namen Odins, Thors und Freys beschworen. Für Trondheim sind für das 10. Jh. Trinksprüche beim Opfer für Odin, Njörd und Frey überliefert. Die Flateyjarbók nennt ebenfalls Odin, Frey und die Asen. Auch Adam von Bremen nennt Wodan, Frey und Thor als Götter im Zusammenhang mit dem Opferfest von Uppsala. Thor wird auch im Tempel von Håkon Jarl in Lade erwähnt.

Aus der Überführung römischer Wochentage in eine germanische Nomenklatur lässt sich entnehmen, welche germanischen Götter als Entsprechung zu den römischen gesehen wurden. Dies mercurii wurde zu onsdag (Mittwoch), dem Tag des Wodan/Odin, denn beide führten die Toten zu ihrer neuen Wohnstatt. Dies Jovis wurde zu Thorsdag (Donnerstag), was eine Entsprechung von Jupiter und Thor beinhaltet. Thor konnte auch mit Herkules identifiziert werden. Was dem einen die Keule war, war dem anderen der Hammer. Dies Martis wurde in Tisdag verwandelt, womit Mars und Tyr, ein sehr alter Kriegsgott, in Entsprechung gesetzt wurden.

Nach Tacitus verehrten gewisse germanische Völker die Göttin Nerthus, der im Norden der Gott Njörd entspricht. Es ist denkbar, dass die Göttin der Fruchtbarkeit bei den Sueben in der Nachbarschaft, die Tacitus als Isis bezeichnet, mit dieser Nertus identisch ist. Es ist auch unsicher, ob Frey, Freya und Ull in den Quellen überhaupt Eigennamen sind oder nicht vielmehr Bezeichnungen für Götter mit anderem Namen, wie dies bei des Landes Gott oder Ásabraqr für Thor bekannt ist („Þórr heißt Atli und Àsabragr“ heißt es in der Prosa-Edda). Es sieht nämlich so aus, als ob es urgemanisch eine Dreiheit von Hauptgöttern gegeben habe, einen Himmelsgott (erst Tyr, später Thor), einen männlichen/weiblichen für die Erde, zu der auch das Meer gehörte, und der Fruchtbarkeit (Nertus, Njörd, Frey, Freya) und einen unterirdischen Gott des Totenreiches (Wodan, Odin), die man in Krieg und Gefahr anrief.

Prokop berichtete im 6. Jh., dass die Einwohner Thules (Norwegen) eine große Zahl von Göttern und Geistern im Himmel, in der Luft, auf der Erde im Meer und in Quellen und Flüssen verehrten. Man opfere ihnen allen, aber dass Ares (Mars) -also den Tyr- ihr höchster Gott sei, dem sie Menschen opferten.
Das sächsische Taufgelöbnis, das in einer Fuldaer Handschrift des 8. Jahrhunderts überliefert ist, ermöglicht, die Namen der für die Sachsen wohl wichtigsten Götter kennenzulernen. Es lautet: „Ich widersage allen Werken und Worten des Teufels, Thor, Wodan und Saxnot und allen Unholden, die ihre Gefährten sind“.
In den Merseburger Zaubersprüchen werden die Götter Phol (Balder), Uuodan (Wodan), Sinhtgunt (umstritten, aber wahrscheinlich der Mond), Sunna (Sonne), Friia (isl. Frigg auch Freya) und ihre Schwester Uolla (isl. Fulla) genannt.

Gewisse Götternamen treten oft gemeinsam auf, z. B. Njörd, Tyr und Thor, oder Freya, Ull und Thor. Nach der Völuspá ist die Welt von Burrs Söhnen Odin, Vile und Ve geschaffen, und die Menschen erhielten ihr Leben von Oden, Höner und Lodur.

Auch die Ortsnamenforschung fördert alte Götternamen zu Tage: Thor, Njord, Ull, Frey, Odin, Tyr, Frigg, Freya, mit den schwedischen Beinamen Härn und Vrind, möglicherweise auch Vidar, Balder, Höder und Skade. Von den Namen der Göttergeschlechter kommen gud, as, dis, wahrscheinlich auch van vor.

Die Mythen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Man kann anhand der Votivtexte von einem ausgeglichenen und zuversichtlichen Verhältnis zu den schicksalbestimmenden Mächten bei der bäuerlichen Bevölkerung ausgehen.

Ganz anders ist die von den Skalden überlieferte Mythologie, wie sie in den Edda-Liedern vorgetragen wurde. Hier herrscht ein tiefer Pessimismus vor.

Die Götterwelt der Germanen begründet sich auf drei Geschlechter, die alle aus dem Urchaos Ginnungagap und dem Urrind Audhumbla hervorgingen: Das Geschlecht der Riesen und Ungeheuer, zu denen praktisch alle bösen Wesen gehörten, die auch für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht wurden, kam als erstes auf die Welt. Dieses Geschlecht hat die Macht, die Welt zu vernichten. Damit dies nicht passiert, wurden Wanen und Asen geschaffen. Sie halten alles im Gleichgewicht, bis sich das Schicksal der Götter in einem finalem Kampf erfüllt, infolgedessen es zu einem Krieg zwischen Riesen und dem Asen-Wanen-Bund kommt, dem sich die gefallenen Menschenkrieger anschließen und in dem die ganze Welt vernichtet wird, um wiedergeboren zu werden.

Das zweitälteste Geschlecht, die Wanen, wurden als äußerst geschickt, erdgebunden und weise verehrt und lebten ewig, sofern sie nicht erschlagen wurden. Das jüngste Geschlecht, die Asen, galten als äußerst mutig und stark, aber nicht sehr klug, was man auch in der Edda nachlesen kann. Ihr Ewiges Leben verdanken sie einem Trunk, der sie gewissermaßen abhängig von den Wanen machte.

Trotz allem war es der Ase Odin, der Midgard, die Mittelerde, und somit die Welt der Menschen schuf.

Hauptgott der Wanen war Tyr, Hauptgott der Asen war Odin. Asen und Wanen fochten einen großen Krieg aus, bei dem die Asen als Sieger hervorgingen, wobei die Wanen weiterhin eine geachtete Stellung inne hatten. Beide Geschlechter lebten versöhnt und nebeneinander, bis die Christianisierung der Germanen einsetzte. Daraus ergeben sich auch verschiedene Schöpfungsmythen: so ist sowohl Tyr als auch Odin Schöpfer der ersten Menschen. Odin war ursprünglich der Hauptgott der Westgermanen, wobei er sich nordwärts über ganz Europa verbreitete. Für die Nordgermanen spielte ursprünglich Nerthus eine große Rolle, doch schon früh verschmolz ihr Kriegsgott Wodan mit dem Kriegsgott Odin und wurde so zum Hauptgott. Auch die Ostgermanen übernahmen Odin schließlich als Hauptgott. Daher wird in der Nordgermanischen Religion Odin immer als oberster Gott angesehen.

Odin war ein Gott über alle anderen Götter. Odin war zuvorderst Kriegs- und Todesgott, und erst in zweiter Linie ein Weiser. Der Name "Odin" leitet sich vom altnordischen Wort "óðr" her, das "wild, rasend" bedeutet. Daher war er der Gott der Ekstase und des rasenden Kampfes. Er war nicht ein nordischer, sondern ein gemeingermanischer Gott. Er war auch Hauptgott der Angeln, der Sachsen, die ihn Wodan nannten, was Inschriften bekräftigen. Die Sage um Odin reicht auch weit zurück, denn bereits die Römer wussten, dass die Germanen einen Gott verehrten, der ihrem Merkur ähnelte. Odin hatte nur ein Auge, das andere hatte er dem Jöten Mime verpfändet, der über den Brunnen der Weisheit am Lebensbaum Yggdrasil gebot, wofür er aus dem Brunnen trinken durfte -er opferte also sein körperliches Auge für ein geistiges, mit dem er Dinge sehen konnte, die anderen verborgen waren. Auch die Magie der Runen hatte er von Mime gelernt. Nach der Völuspá hatte Odin einst den ersten Krieg verursacht: "In die Feinde schleuderte Odin den Speer. Das war der erste Kampf der Völker."

Als Ekstatiker und Magier war Odin in der Lage, seine Gestalt zu wechseln. Woher dieser schamanistische Zug in Odin kommt, ist nicht bekannt, möglicherweise aus dem Osten, wo der Schamanismus verbreitet war.

Thor war vor allem der Gott der Bauern. Er ist der einzige, über den die Skalden Heldenlieder verfassten, z.B. die Þórsdrápa des isländischen Skalden Eiliv Gudrunsson. Seine wichtigste Eigenschaft war seine gewaltige Kraft. Darüber hinaus hatte Thor seinen Hammer Mjölnir. Thor beschützte sowohl Götter als auch Menschen gegen die Jöten, die feindlichen Mächte in der Welt. Thors Kampf mit der Midgardschlange ist der Mythen liebstes Thema. Diese war ein eiterspeiender Wurm draußen im Ozean, der so lang war, dass er den Erdkreis umfasste.

Odin und Thor gehörten zu den Asen. Zu dieser Göttergruppe zählten auch Balder, Heimdall, Bragi und Ullr. Frigg, Odins Frau, Siv, die Frau Thors, und Idun waren Wanen. Daneben gab es noch Nornen, Folgegeister und Walküren. Sie alle hatten ihre Aufgabe und Rolle in der sozialen Weltordnung wie auch bei der Beschreibung von Naturereignissen. Die Nornen Urd, Verdandi und Skuld spinnen den Lebensfaden eines jeden Menschen. Die Folgegeister sind Geister, die die Menschen begleiten, die Walküren Odins Sendboten. Hinzu kommen weitere Wesen in der Natur: Zwerge, Elfen und Geister. Die Jöten waren die Hauptwidersacher der Asen. Sie symbolisierten die unbeherrschbaren Naturkräfte. Ihr Stammvater war die Kampfgestalt Ýmir, der der Urgund der geschaffenen Welt war. Als Odin Ýmir tötete, entstanden aus seinem Blut Bäche, Flüsse und das Meer, aus seinen Knochen wurden die Steine, sein Fleisch die Erde und seine Haare das Gras und der Wald. Sein Schädel ist das Himmelsgewölbe. Die ersten Menschen, Ask und Embla, wurden allerdings von Odin erschaffen. Ein anderes Göttergeschlecht waren die Wanen. Zu ihnen gehörten Freyr und Freya. Ihr Vater Njörðr wurde von den Asen in Vanaheimr geschaffen und wuchs dort auf.[12] Die Wanen waren Fruchtbarkeitsgötter. Zwischen Wanen und Asen gab es Krieg, der aber mit einem Bündnis endete. Es gibt Spekulationen über einen historischen Hintergrund, nämlich dass asengläubige Krieger wanengläubige Bauern unterworfen hätten oder einfach nur der Wanenkult von einem Asenkult abgelöst worden sei oder auch, dass hier verschiedene Lebensentwürfe gegeneinander gestellt werden sollten.[13]

Der Kampf der Asen gegen die Jöten, der Kampf Gut gegen Böse, ist ein Gemeingut vieler Religionen. Aber im Unterschied zum Christentum siegt bei den Nordleuten nicht das Gute. Vielmehr sind der Untergang und der Tod der Götter (Ragnarök) vorbestimmt. Dass die Edda nach dem Untergang der Welt eine neue Welt erstehen lässt, ist möglicherweise auf christlichen Einfluss zurückzuführen. Im nordischen Heidentum der gebildeten Oberschicht gab es keine christliche Hoffnung; der Pessimismus dominierte.

Schicksal der Welt[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

In der Snorra-Edda und in der Ynglinga saga hat Snorri Sturluson die in der älteren isländischen Poesie, besonders der Lieder-Edda vorgefundenen Mythischen Berichte ausgewertet. Es kann durchaus sein, dass er dabei nicht immer die heidnische Auffassung richtig wiedergegeben hat.

Es gibt noch weitere Mythen in der eddischen Dichtung.

Andere Mythenkomplexe[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Genealogische Ursprungsmythen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Genealogische Ursprungsmythen sind Geschichtsmythen, die in der Regel die Herrschaft einer Königssippe zu legitimieren hatten.

Sæmundur fróði, Vater der isländischen Geschichtsschreibung (1056–1133), hat für die dänischen Könige einen Stammbaum von 30 Generationen konstruiert, die er auf die Skjoldungen und Ragnar Lodbrok zurückführte. Ihm folgte Ari fróði für Harald Schönhaar mit einer Ahnenreihe von 20 Generationen auf die mythischen Könige Schwedens, die von dem Gott Yngvi/Freyr, einem Hauptgott Uppsalas, abstammen sollten. Diese Mythenbildung hielt sich noch lange, indem die späteren Könige sich entweder auf König Harald oder auf König Olav der Heilige zurückzuführen trachteten, obgleich sie genetisch sicher nicht von ihnen abstammten.

Das gleiche ist in England zu beobachten. Frühe Genealogien gingen auf Wodan (Odin) und Frealaf zurück. Westsächsische Genealogien führen im Life of King Alfred (ca. 893/94) die westsächsischen Könige vor Alfred erstmals über Beaw, Scyldwa, Heremod, Itermon, Haðra, Hwala, Bedwig und Sceaf(ing) schließlich auf Adam zurück. Dies steht auch für den westsächsischen König Æthelwulf in der Angelsächsischen Chronik, die im Jahre 892 begonnen wurde. Durch Angleichung der Genealogie an den Beowulf konstruierte die altenglische Geschichtsschreibung einen gemeinsamen Ursprung für Dänen und Angelsachsen. Im 12. Jh. erfolgte dann die mythische Anbindung an Troja und den König Aeneas. Vorher hatten bereits die Franken mit der mythischen Abstammung von den Trojanern ihre Rechtsnachfolge nach den Römern begründet.

Ursprungsmythen für Völker[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Es gibt eine Gruppe von Geschichtsmythen, deren gesellschaftliche Funktion in der Identitätsstiftung eines Volkes besteht. Diese Mythen sind innerhalb des geschichtlichen Zeithorizonts auf Glaubwürdigkeit angewiesen, weshalb sie historische Personen mit mythischen Ereignissen in Verbindung bringen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Färingersaga. Aber auch das Landnámabók wird heute nicht mehr als historisch zutreffender Bericht über die Besiedlung Islands angesehen.

Man kann dazu auch die euhemeristische Umwandlung von Göttermythen in Geschichtsmythen für Völker rechnen wie die Ynglinga saga der Heimskringla.

Nach dem Prolog der Heimskringla von Snorri Sturluson war Odin kein Gott, sondern ein König. Nach ihm hat König Odin Saxland seinen drei Söhnen unterstellt: Ost-Saxland erhielt sein Sohn Vegdeg, Westphalen erhielt Beldeg und Franken der Sohn Sigi. Vegdegs Sohn sei Vitrgils gewesen. Dessen beiden Söhne seien Vitta, der Vater von Heingest und Sigarr, der Vater des Svebdeg gewesen. In angelsächsischen Quellen ist der erste Urkönig und Wodan-Nachkomme ebenfalls Swæfdeg. Dort sind die ersten Glieder der Wodannachfahren mit Wägdäg, Sigegar, Swæfdäg und Sigegat wiedergegeben. Auch Tacitus geht von der ursprünglichen Aufteilung des nordalpinen Raums unter drei Söhnen des Mannus aus. Wenn auch die Namen und Gebiete anders sind, so ist die Grundstruktur doch ähnlich.

Aitiologische Mythen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Beim aitiologischen Mythos handelt es sich um Mythen, die Naturereignisse oder Kulte begründen sollen. Siehe auch Ätiologie. Der bekannteste Mythos ist der von Mjölnir, mit dem Thor den Blitz erzeugt. Aber es gibt auch andere Mythen, die in diese Gruppe einzuordnen sind.

So hatte der Name Helgi in den drei Heldenliedern der Edda Helgakviða Hundingsbana I, Helgakviða Hundingsbana II und Helgakviða Hjörvarðssonar ursprünglich einen sakralen Sinn und bezeichnete einen Geheiligten, Geweihten. Beowulf gibt den Namen mit Hálga wieder. Helgi erhielt seinen Namen nach der Helgakviða Hjörvarðssonar von der mythischen Walküre Sváfa. Helgi wurde von Odins Speer im Fesselhain getötet, wurde aber wiedergeboren. Linguistische Untersuchungen legen nahe, dass es sich dabei um das Opfer im Semnonenhain handelt, ein Kult der Sueben, als diese noch in Brandenburg siedelten und von dem Tacitus berichtet.

Der Mythos um Balder, der durch eine Mistel getötet wurde und wieder aufersteht, gehört zu den Naturmythen, die Frühling und Wachstum unterlegt werden.

Zum Odinskult wurde der Odins-Speer verwendet, um das Opfer damit zu töten. Um dieses Ritual gab es mehrere Mythen, nicht nur das Helgilied. Odin warf seinen Speer Gungnir über die Wanen und löste so die erste Schlacht aus. Der Speer stammte von den Zwergen und war ihm von Loki gegeben worden.

Alter der Mythen[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Über das Alter lässt sich nicht viel sicheres sagen. Zunächst ist die Frage zu beantworten, wonach genau man fragt. Je weiter man zurück geht, desto spärlicher werden die Bausteine sein, die sich in der Schlussfassung der Eddalieder finden. Selbst wenn man die Lieder in ihrer bunten Vielfalt der Phantasie einer höfisch intellektuellen Dichtung zuschreibt, die von den Skalden im Gefolge Olavs des Heiligen ausformuliert wurde, besagt dies nichts über den Entstehungszeitpunkt der Motive, die der Skalde zusammengefügt hat, und seine eigenen Umgestaltungen. Diese müssen als Gedankengut einige hundert Jahre älter sein, um sich in ganz Nordeuropa so verbreiten zu können, dass sie bei jedem Hörer der Skaldendichtung und seiner Kenningar präsent waren. Die wohl älteste bekannte Darstellung der Mitgardschlange auf dem Medaillon von Lyngby aus dem 5. Jahrhundert dürfte bereits eine längere Tradition hinter sich gehabt haben.[14] Andererseits darf sowohl aus sprachlichen Gründen (Synkope) als auch aus soziologischen Gründen ein großer Teil des wesentlichen Gehalts der Götterlieder nicht aus einer Zeit vor dem 9. Jahrhundert angesetzt werden. Denn es handelt sich weithin um die Dichtung eines Kriegerstandes. Die Vorstellung von Walhall als einem Ort, wo die im Kampf gefallenen Krieger sich mit Kampfspielen vergnügen, ist dafür typisch. Frauen haben keine Chance nach Walhall zu kommen. Als Håkon der Gute im Jahre 961 fällt, wird nach seinem Tode Hákonarmál auf ihn gedichtet. Håkon war Christ, gleichwohl lässt ihn der Dichter nach Walhall einziehen, was auf ein hohes Alter der Walhall-Vorstellung schließen lässt. Die Kriegerkaste hat sich aber erst im 9. Jh. so etabliert, dass sie auch einen eigenen Mythos bilden konnte. Keine der kontinentalen und angelsächsischen Quellen lässt auch nur andeutungsweise erkennen, dass die Wikinger einem heldenhaften Tod mit Aussicht auf den Einzug in Walhall gelassen ins Auge sahen. Vielmehr mieden sie die erkannte Gefahr und retteten sich ohne weiteres durch Flucht oder Loskauf.[15] Aber von diesem Mythenbildungsprozess ist die Entstehung der in den Mythen agierenden Gestalten, ihre Wesenszüge und ihre Bedeutung im Pantheon zu unterscheiden. Diese Elemente können ein wesentlich höheres Alter haben und sogar früheisenzeitliches Gemeingut gewesen sein, aus dem sich die Dichter dann bedient haben.

Ein anderes Beispiel ist der einäugige Odin, der 9 Tage und 9 Nächte an einem Baum hängt. Dass dieses Element sehr alt ist, zeigt schon die Beschreibung Adams von Bremen von dem Opferfest in Uppsala, wo Tiere und Menschen an Bäumen aufgehängt wurden.

„Die Opferfeier geht folgendermaßen vor sich: von jeder Art männlicher Lebewesen werden neun Stück dargebracht; mit ihrem Blute pflegt man die Götter zu versöhnen. Die Leiber werden in einem den Tempel umgebenden Haine aufgehängt. Dieser Hain ist den Heiden so heilig, dass man glaubt, jeder einzelne Baum darin habe durch Tod und Verwesung der Schlachtopfer göttliche Kraft gewonnen. Da hängen Hunde, Pferde und Menschen; ein Christ hat mir erzählt, er habe 72 solche Leichen ungeordnet nebeneinander hängen sehen. Im übrigen singt man bei solchen Opferfeiern vielerlei unanständige Lieder, die ich deshalb lieber verschweigen will.“

Einäugigkeit und Baumheiligtümer sind sehr alte Elemente, die sicher schon zu Zeiten Adams von Bremen viele Generationen hinter sich hatten, und Odin gilt als Hauptgott für Uppsala. Damit wird aber nichts über das Alter der Ätiologie gesagt. Das Streben nach Weisheit als Grund für dieses Bild ist sicherlich nicht so alt wie dieses Bild und gehört in einen gesellschaftlichen Zusammenhang mit ausgeprägten intellektuellen Ansprüchen, sei es in Norwegen, sei es vom Kontinent importiert. Auch der Gewinn der Runen durch Odin einerseits und die These, dass die Runen in Anlehnung an die römische Capitalis Monumentalis entwickelt worden seien, andererseits führt dazu, dass dieser Teil des Odinsmythos erst nach der Berührung mit der Capitalis Monumentalis und der darauf folgenden Entwicklung der Runen entstanden sein kann.

Ein weiteres Beispiel ist die Helgakveða Hundingsbana II (ein Heldenlied aus der älteren Edda), das altertümlichste Helgilied, in welchem ein Fesselhain erwähnt wird, der mit dem semnonisch-suebischen Fesselwald, über den Tacitus berichtet, für identisch gehalten wird. Obgleich Helgi seinen Beinamen von seinem Feind Hunding erhielt, spielt Hunding im Helgilied keine Rolle. Das bedeutet, dass im Laufe der Tradition die Geschichte starken Veränderungen unterworfen war. Hier lässt sich im übrigen der Namenstransport belegen: In der Geschichte von Helgi treten drei Personen mit Namen Helgi auf: Helgi Hjörvarðsson, Helgi Hundingsbani und Helgi Haddingjaskati. Die walkürisch-dämonische Geliebte des ersten Helgi heißt Sváva, ein unskandinavischer Name, der aus Süddeutschland kommt, Sigrún und Kára. Es zeigt sich hier wie auch sonst, dass sich die Namen über wesentlich längere Zeiträume erhalten, als Motive und Begenbenheiten.

Bei einem solchen hochkomplexen Entstehungsprozess ist daher bereits die Frage nach dem Alter sehr problematisch, da der Begriff des Alters einen Nullpunkt voraussetzt, der für jedes Motivelement anders anzusetzen ist.

Man wird daher einen vorwikingischen Zeitraum, einen wikingischen Zeitraum und einen mittelalterlichen Zeitraum zu unterscheiden haben. Überlagert wird diese Periodisierung von den Einflüssen erst der heidnisch-römischen, dann der römisch-christlichen Kultur. Wenn man beispielsweise davon ausgeht, dass die Runen auf römische Einflüsse zurückgehen, dann kann dies nicht bei dem Mythos über Odin als dem, der das Geheimnis der Runen erwarb, außer Betracht bleiben.

Frühe Mythenkritik[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Nachdem sehr früh das Unhistorische des Mythos entdeckt war, begann man darüber nachzudenken, wie solche „Fabeleien“ zustande gekommen seien. Diese Art der Sagakritik führte zu einem neuen Typ des Mythos.

Wie schon in Griechenland Euhemeros die Göttermythen glaubte dadurch erklären zu können, dass es sich bei den Göttern um Könige der Vorzeit handele, die dann später mythisch vergöttlich worden seien, so hat auch Snorri Sturluson in seiner Heimskringla Odin zu einem Urkönig in Saxland gemacht. So wurde aus dem Weltentstehungsmythos ein Geschichtsmythos, nämlich ein Ursprungsmythos. Ob Snorri von der Erklärung des Euhemeros erfahren hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Möglich wäre es, denn die isländischen Antikensagas wurden in diesem Zeitraum (Ende des 12. bis Mitte des 13. Jh.) verfasst, denen die im Mittelalter weit verbreiteten Werke De exidio Troiae Historia des Dares Phrygius, die Historia Regum Britannie des Geoffrey Monmouth und die Alexandreis des Walter von Châtillon und andere Überlieferungen zu Grunde lagen. Eine aufklärerische Tendenz war damals schon zu bemerken, indem z. B. Homers Ilias als Lügenmärchen recht unbeachtet blieb und statt dessen die Version des Dares Phrygius bevorzugt wurde.

Mythologie unter dem Christentum[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Man hat in der Vergangenheit den durchschlagenden Erfolg der Christianisierung auf eine Schwäche und den Niedergang der Überzeugungskraft der Mythologie zurückgeführt.[16] Der dänische Kirchenhistoriker Jørgensen sah den Sieg des Christentums in der Barbarei des vorangegangenen heidnischen Glaubens begründet.[17] Mit dem Christentum sei Kultur in das barbarische nordische Volk gekommen.[18] Demgegenüber ist für die Mythologie festzustellen, dass sie im Gegensatz zur religiösen Praxis die Christianisierung fast unbeschadet überstanden hat. Das zeigt sich schon an Snorri Sturluson. Er sah klar, dass die nordische Dichtkunst ohne die Mythologie aufhören würde. Denn sie war auf mythologische Umschreibungen, den Kenningar, angewiesen. Daher musste die Mythologie sowohl den Verfassern als auch den Hörern bekannt sein. Aus diesem Grunde wurde die Mythologie von den skandinavischen Kirchen nicht bekämpft. An den alten Kirchen finden sich Schnitzereien mit Anspielungen auf die heidnische Mythologie.

Fußnoten[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  1. Näsström (2002b) S. 13.
  2. Sørensen S. 225.
  3. Ellmers S. 109 ff.
  4. Sørensen S. 225.
  5. Übersetzung von Gustav Neckel und Felix Niedner
  6. Übersetzung von Gustav Neckel und Felix Niedner.
  7. Übersetzung von Gustav Neckel und Felix Niedner.
  8. Gylfaginning Kap. 22, 23.
  9. Gylfaginning Kap. 9.
  10. Kirsten Hastrup: Cosmology and Society in Medieval Iceland. A Social-Anthropological Perspective on World-View. In: Etnologia Scandinavia 1981. S. 63–78.
  11. Jens Peter Sjødt: Horizontale und vertikale Achsen in der vorchristlichen skandinavischen Kosmologie. In: Old Norse and Finnish Religions and Cultic Place-Names. Åbo 1990. S. 35–57.
  12. Gylfaginning Kap. 23
  13. Jens Peter Schjødt: Relationen mellem Aser og vaner og den ideologiske implikationer. In: Nordisk hedendom. Et Symposium. Odense 1881. S. 303–319.
  14. Ellmers S. 110.
  15. Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhunderts. München 11977. S. 148–152.
  16. Maurer II, 263.
  17. A. D. Jørgensen: Den nordiske kirkes grundlæggelse og første udvikling. Kopenhagen 1874–1878.
  18. Steinsland S. 336.

Literatur[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

  • Detlev Ellmers: „Die archäologischen Quellen zur Germanischen Religionsgeschichte.“ In: Heinrich Beck, Detlev Ellmers, Kurt Schier (Hrg.) Germanische Religionsgeschichte. Quellen und Quellenprobleme. Berlin 1992 (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 5). S. 95–117.
  •  Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Marix Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8.
  • Vilhelm Grønbech: Vor folkeæt i oldtiden, Bd. I-IV. [1909-1912] Kopenhagen ²1955. (Dt. u. d. T. Kultur und Religion der Germanen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1954, 2 Bde.)
    • 1. Lykkemand og Niding
    • 2. Midgård og Menneskelivet
    • 3. Hellighed og Helligdom
    • 4. Menneskelivet og Guderne
  • Knut Helle (Hrsg.): Aschehougs Norges Historie. Aschehoug, Oslo 1995
  • Oddgeir Hoftun: Norrön tro og kult ifölge arkeologiske og skriftlige kilder, Solum Forlag, Oslo 2001, ISBN 82-560-1281-1
  • Oddgeir Hoftun: Menneskers og makters egenart og samspill i norrön mytologi, Solum Forlag, Oslo 2004, ISBN 82-560-1451-2
  • Oddgeir Hoftun: Kristningsprosessens og herskermaktens ikonografi i nordisk middelalder, Solum Forlag, Oslo 2008, ISBN 978-82-560-1619-8
  • Otto Höfler: Das Opfer im Semnonenhain und die Edda. In: Hermann Schneider (Hrg.): Edda, Skalden, Sagas. Festschrift zum 70. Geburtstag von Felix Genzmer. Winter, Heidelberg 1952, S. 1-67
  • Kris Kershaw: Der einäugige Gott. Odin und die indogermanischen Männerbünde. 2004, ISBN 3-935581-38-6
  • Jónas Kristjánsson: Eddas und Sagas. Die mittelalterliche Literatur Islands, Buske, Hamburg 1994, ISBN 3-87548-012-0
  • Mirachandra: "Treasure of Norse Mythology I" - Enzyklopädie der Nordischen Mythologie von A-E. Mirapuri-Verlag. ISBN 978-3-922800-99-6
  • Michael Müller-Wille: Opferkulte der Germanen und Slawen. Wissenschaftl. Buchgesellschaft, Darmstadt 1999.
  • Britt-Mari Näsström: Fornskandinavisk religion. En grundbok. Lund 2002a.
  • Britt-Mari Näsström: Blot. Tro och offer i det förkristna norden. Stockholm 2002b.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. Kroener, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-36802-1
  • Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen. Wissenschaftl. Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16910-7
  • Klaus von See u.a.: Kommentar zu den Liedern der Edda. Götterlieder. Winter, Heidelberg
    • Bd 2. Skírnismál, Hárbarðslióð, Hymiskviða, Lokasenna, Þrymskviða, 1997, ISBN 3-8253-0534-1
    • Bd 3. Völundarkviða, Alvíssmál, Baldrs draumar, Rígsþula, Hyndlolióð, Grottasöngr, 2000, ISBN 3-8253-1136-8
    • Bd 4. Helgakviða Hundingsbana I, Helgakviða Hiörvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II, 2004, ISBN 3-8253-5007-X
  • Preben Meulengracht Sørensen: Om eddadigtenes alder. (Über das Alter der Edda-Dichtung) In: Nordisk hedendom. Et symposium. Odense 1991.
  • Manfred Stange (Hrsg.): Die Edda. Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen. Vollständige Textausgabe in der Übersetzung von Karl Simrock. Bechtermünz-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-86047-107-4
  • Preben Meulengracht Sørensen: Om eddadigtens alder (Über das Alter der Eddadichtung). In: Nordisk hedendom. Et Symposium. Odense 1991. S. 217–228.

Siehe auch[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

Weblinks[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]

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