Müller, Kohlenbrenner und Sesseltrager
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn. |
Daten | |
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Titl: | Müller, Kohlenbrenner und Sesseltrager |
Originaltitl: | Müller, Kohlenbrenner und Sesseltrager oder Die Träume von Schale und Kern |
Goddung: | Zauberspiel in 3 Aufzügen[1] |
Originalsproch: | Deutsch |
Autor: | Johann Nestroy |
Musi: | Adolf Müller senior |
Eascheinungsjoar: | 1834 |
Uaauffiahrung: | .24. April. 1834 |
Oat vo da Uaauffiahrung: | Theater an der Wien in Wean |
Personen | |
I. Abteilung
II. Abteilung
III. Abteilung
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Müller, Kohlenbrenner und Sesseltrager oder Die Träume von Schale und Kern is a Zauwag'spül in 3 Aufzüg' vom Johann Nestroy. Es is aum 24. Aprül 1834 ois Benefiz-Vuastöllung füa'n Autor zum eascht'n Moi aufg'füaht wua'n.
Inhoit
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Obwoi eahnare Valobt'n lieb'nsweat und aa net unvamögend san, hau'm de drei Freind' Weiß, Schwarz und Rot gaunz aundare Wünsch' aun eahna Leb'n:
- „Reichthum, romantische Liebe und Künstlerruhm!“ (Ister Act, Scene 13)[8]
Da Gnomenfürscht Rübezahl vasetzt's in an Schlåf, um eahna de goidene Schoi'n und in bitta'n Kean von eahnare Traam' zum zag'n. Im eascht'n Traam san's Haundelskompagnons, de wås duach a plötzliche Eabschåft zu Millionäa wea'n. A Joahr späda is da Roth von ana ständich'n Aungst plågt, sei Vamög'n kunntat eahm g'stoih'n wea'n, da Weiß fadesiat se schreckli, weu olle seine Wünsch' eafüllt wua'n san und da Schwarz is grantich, weu trotz sein' Reichtums de Madln ka Interess' aun eahm hau'm.
- Weiß: „Ich bin ein unglücklicher Mensch! kein Vergnügen, keine Unterhaltung! – so ein Leben ist ja nicht 's Athemschöpfen werth.“(Ister Act, 31ste Scene)[9]
Gaunz depremiat bringan se olle drei söwa um.
Da zweite Traam zeigt de drei ois brave Söhn', de wås nåch 12 Joahr'n Ausbüldung zu eahnan Vodan hamkumman, dea wås füa eahna scho de Valobungan mit dene drei Töchta von sein Freind arrauntschiat håt. Abelard (Weiß), Sigwart (Schwarz) und Herfort (Roth)[10] san owa in drei aundare Madln valiabt und setz'n duach, dee aa heirat'n z'deaf'n. Nåch fünf Joahr' Ehestaund san de drei Madln zu zänkische und untreue Ehefrau'n wua'n. Da Notar is scho zua Scheidung b'stöllt, owa vuahea rennan de Frau'n mit eahnare Liabhåwa davau und nehman's gaunze Vamög'n mit. De jetzt'n mittellos'n Männa launden drum im Schuid'narrest.[11]
- Chor der Gerichtsdiener und Gläubiger:
- „Wer nicht bezahln kann den halten wier fest,
- Meine Herrn, da nutzt nix, nur in Arrest!“ (IIter Act, 21ste Scene)[12]
Dea dritte Traam zeigt de Freind' ois Dichta Schwan (Weiß), Sänga Nero (Schwarz) und Kapöllmasta Steinröthel (Roth) aum Höhepunkt von eahnan Ruhm, se wea'n g'feiat und reich bezoiht. Vüle Joahr späta san's bett'loam und vagess'n, se könnan eahnam Vamiata Proczpack de Miete net meah zoih'n und vahungan laungsaum. Ois Tot'ngeista müassn's zuaschau'n, wia jetzt'n kunstbegeistate Leut' um vül Göld eahnan künstlarisch'n Nåchlåss aufkauf'n.
- Steinröthel: „Ich krieg 's Gallfieber als so todter!“ (IIIter Act, 19ste Scene)[13]
De Gertrud, de Margreth und de Sandl hau'm de drei Spinna vageblich g'suacht, ois's plötzli wiedarum auftauch'n. Da Rübezahl vasichat dene Frau'n, dass de drei jetzt'n endli von eahnare Schwäamarei'n kuriat warat'n, wås de Freind gean bestätich'n tua'n:
- „A Tram[14] is a Tram, doch ’s giebt allerhand Tram,
- Das hat schon mein Mutter g'sagt, und mein Frau Mahm[15] […]“ (IIIter Act, Schlußgesang)[16]
Weaksg'schicht'
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]A bestimmte Vualåg füa des Werkl is net zum feststöll'n, waunn aa Traamstückl'n zum fix'n Repertoire von dene Theatadichta in dera Zeit zöhlt hau'm. Mit ana stereotyp'n Dreiteulung (drei Hauptpeasonan, drei Wünsch', de wås in drei Traam' zeigt wea'n, drei Bräut', drei Gattinna) vasuach'n da Nestroy und da Direkta Carl Carl offenkundich, den Eafoig vom Lumpacivagabundus zum wiedahoi'n. Und aussadem san daduach wiedarum drei zugkräftiche Roi'n für'n Nestroy, für'n Carl und für'n Wenzel Scholz entstaund'n.
A längare Entstehungsg'schicht', von 1833 bis 1834, muass aug'numma wea'n. A Ändarung vom eascht'n Traam – z'eascht håt da Nestroy a Peasiflasch von da Tåpfakeit mit dene drei Månnsbülda ois Amazonan vakliedet – is von da Theatazensur vabot'n wua'n und ea håt's auf's Thema Reichtum umschreib'n miass'n, genau aso wia den unmotiviat positiv'n Schluss vom Stückl. Füa de Amazonenszenan san vom Nestroy Textstückl'n von seina net aufg'füaht'n Poss'n Genius, Schuster und Marqueur vawend't wua'n.
Trotz'n Duachfoi' von sein letzt'n Stückl Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus håt da Nestroy wiedarum a neuch's Zauwag'spül g'schrieb'n. De simplen Dialog' hau'm des Publekum, des wås aum Premierenåb'nd füa a bummvoi's Haus g'suagt håt, net üwazeug'n. Dass eigentlich eh ollas scheinbåre Glück ins Negative umdraht wiad und de Situateaunan, de net ins biedermeierliche Büld pass'n, wia de Liebelei, da Ehebruch und da Söbstmoad, hau'm de Zuaschaua vastöat und de Kritika vaäagat. 97 Beaunstaundungan håt de Zensur im Text g'fund'n, anaseits weu dahinta a Laszivetät vamutet wua'n is, aundraseits weu's in Zensor zu deab formuliat vuakumma is. Deshoib woa des eh scho schwåche Stückl füa de Auffüahrung aa no stoak z'saummg'strich'n wua'n.[17]
Da Nestroy håt den Roth/Herfort/Steinröthel, da Direkta Carl den Weiß/Abelard/Schwan, da Wenzel Scholz den Schwarz/Sigwart/Nero, in Nestroy sei Leb'nsg'fährtin Marie Weiler de Nanett, de Eleonore Condorussi de Heloise, da Friedrich Hopp den Martin und den Johann Proczpack g'spült.[18]
A Oregenähaundschrift[19] vom Nestroy is eahoit'n. Weu owa des Umschlaågblattl und des Peasonanvazeichnis föhl'n, kaunn a meglichaweis aundara uasprünglicha Tit'l nimma festg'stöll wea'n (nåch da Partitur[20] vom Adolf Müller und nåch'n Soufflierheftl soi's Träume g'hass'n hau'm).
Zeidungskritik
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Des Stückl is vom Publekum und aa von de Rezensent'n net b'sundas günstich aufg'numma wua'n und håt drum aa nua weniche Vuastöllungan dalebt. Dazua is no kumma, dass off'nboa bei da Premier' de Bühnenmaschinarie vasågt håt. Nua drei Zeitschrift'n hau'm se damit üwahaupts beschäfticht.[21]
De hoibwegs freindlichste Kritik woa im Adolf Bäuerle seina Wiener Theaterzeitung vom 7. April 1834 (S. 227) zum find'n:
- „Es fehlte nicht an einzelnen guten Gedanken und komischen Erscheinungen, aber im ganzen ist die Bearbeitung nicht glücklich zu nennen. Die Stimmung des Publikums zeigte sich anfangs sehr günstig. […] Aber schon am Schlusse der ersten Abtheilung zeigte sich Erkaltung. Im zweiten äußerte sich das Missfallen noch lebhafter. […] Hr. Nestroy selbst, spielte mit, unter so befangenen Umständen, anerkennenswerter Haltung.“
Aa da Scholz und da Carl san füa eahna Doastöllung g'lobt wua'n.
Da Wanderer vom 6. April håt drauf hing'wies'n, dass des „gebüldete“ Publekum des Stückl b'sundas auspfiff'n håt, nua de Galerie – oiso de büllich'n Plätz' füa's „anfåche Volk“ – hättat applaudiat:
- „Wir bemerkten an dieser Posse weder Schale noch Kern, nur Schalheit im wahren Sinne des Wortes, und langweilige, abgedroschene Postbüchl-Späße. […] das Publikum gab seine missbilligende Stimme laut zu erkennen. Die oberste Gallerie rief Hrn. Nestroy. – Das Haus war ungeheuer voll.“
Vablüffend üwareinstimmat håt da Sammler vom 15. April g'schrieb'n, wo dea in Nestroy imma åblehnend g'sinnte Franz Wiest fåst in gleich'n Wuatlaut vawend't håt – ob ea olle zwaa Kritik'n söwa g'schrieb'n oda vom Wanderer ohg'schrieb'n håt, is nimma zum kläa'n:
- „[…] an dem wir weder Schale noch Kern wahrnehmen […] als hätte man etwa den hundertjährigen Kalender – oder das Postbüchl von Anno 97 um die Witze (?) geplündert […] Die Scene mit Nero (Hr. Scholz) kann für die Gallerien wirksam genannt werden […] Das Haus war zum Erdrücken voll.“
In olle zwaa Kritik'n is auf de mäßiche G'saungsleistung von da Marie Weiler hing'wies'n wua'n, wås da Kritika teuweis' aa duach de schwåchen Couplet-Text' entschuidicht håt.
Spätare Fåchkritik
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Da Otto Rommel håt des Stückl in de Kategorie von dene Zauwastückl'n eing'reiht, „in welchen Geister leitend und helfend in das Leben der Menschen eingreifen, so dass die Geisterszenen nur einen Rahmen für die Szenen aus dem realen Leben bilden“ (Zitat). Dazua zöhlt ea aa Der Feenball, Der böse Geist Lumpacivagabundus, Die Zauberreise in die Ritterzeit, Die Gleichheit der Jahre und Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim. Wia in da Zauberreise is nåch seine Manung Müller, Kohlenbrenner und Sesseltrager a Kåmpf geg'n Schwäamarei und Vastieg'nheit, in dem Fåll geg'n drei davau z'gleich. A Eaklärung, warum de drei simplen Mensch'n neb'n Reichtum und Liab' aa an so ausg'fållanan Wunsch wia Künstlaruhm hau'm, hättat da Nestroy net beauntwuatat. Des und da unboamherziche Realismus von dera Schlussszene im dritt'n Traam mit dene vahungat'n Künstla håt dem zeitgenössischn Publekum goa net g'foi'n. Dabei san von Nestroy duachaus echte Künstla-Schicksoi' auf de Bühne bråcht wua'n, wia's seine Zeitgenoss'n Emanuel Schikaneder, Joachim Perinet, Therese Krones, Carl Meisl und aa da Josef Alois Gleich tåtsächlich daleb'n hau'm miass'n, de wo trotz eahnan Ruhm endli do im Ölend g'stua'm san. Aundas ois sunst'n üblich tritt da Rübezahl ohne Vuag'spül in ana Zauwawölt safuat mitt'n unta dene haundlat'n Peasonan auf, wo ea nua aum Aufaung, zwische'n dene Traamszenan und aum Schluss seine kuaz'n Vaklärungan ohgeb'n tuat. Des Bessarungs- und Traamstückl låsst se inhoitlich mit'n Josef Alois Gleich sein Werkl Der Berggeist oder Die drei Wünsche (aufg'füaht 1819) vagleich'n.[22]
Beim Brukner/Rommel wea'n de kräftich'n Zensurstrich' ana nåch'n aundan üwaprüft, wobei festg'stöllt wiad, dass in manch'n Fåll da Grund zum Streich' n net wiakli zum Vasteh'n is. Weu owa de Zensor'n kane adeutich vuag'schriebanan Inschtrukteaunan g'håbt hättat'n, warat'n's meistn's bemüht g'wes'n, liawa gaunz schoaf zum oawat'n, damit meglichaweis' Aunstoß erregende Stöll'n sichaheitshoiwa scho vuaweg entfeant wea'n. De Zensor'n „hatten dafür zu sorgen, dass aus jedem Buche nur das der Regierung wohlgefällige Weltbild dem Leser entgegentrete. Dabei war es für sie immer gefahrloser, zu strenge als zu nachsichtig zu sein“ (Zitat).[23]
Literatua
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
- Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, zweiter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1924.
- Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek. Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/ Leipzig/ Wien/ Stuttgart 1908.
- Friedrich Walla: Johann Nestroy. Historisch kritische Ausgabe. Stücke 7/II. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner: Johann Nestroy. Jugend und Volk, Wien/ München 1991, ISBN 3-7141-6903-2, S. 43–130, 295–372.
im Netz
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Personenverzeichnis und ausführliche Inhaltsangabe auf nestroy.at/nestroy-stuecke/22 (abgerufen am 4. Juni 2014)
Beleg
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- ↑ da Nestroy schreibt im Text imma Act
- ↑ Sesseltrager = Sänfte nträger, de hau'm daumois rote Livreen trag'n
- ↑ g'maant is Wean
- ↑ baculus = latein. Steck'n
- ↑ Nero = ital. schwoazz
- ↑ proč pak = tschech. füa wås
- ↑ Wachspoussierer = Wåchsmodelliera
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 63.
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 80.
- ↑ de drei Nauman san Auspülungan auf Pierre Abaelard (Petrus Abaelardus) und zwaa daumois bekaunnte Romanfigua'n
- ↑ im Schuid'narrest (in Österreich 1868 aufg'hob'n) hau'm de Gläubiga füa'n Untahoit vom Schuidna aufkumma
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 106.
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 124.
- ↑ Tram, Traam = weanerisch für Traum
- ↑ Mahm = weanerisch für Muhme, hier als Tante gemeint
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 126.
- ↑ Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 144–147.
- ↑ Faksimile des Theaterzettels in Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 382.
- ↑ Handschriftensammlungsammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 18.874
- ↑ Musiksammlungsammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur MH 684
- ↑ Friedrich Walla: Johann Nestroy. Stücke 7/II. S. 302–307.
- ↑ Otto Rommel: Nestroys Werke. S. XXVI–XXXII.
- ↑ Fritz Brukner, Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 718–720.
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