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Der Unbedeutende

Aus Wikipedia
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Der Unbedeutende
Goddung: Posse mit Gesang in drei Aufzügen
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Le grain de sable (Das Sandkorn) von Michel Masson (Michael Raymond)
Musi: Adolf Müller senior
Eascheinungsjoar: 1846
Uaauffiahrung: 2. Mai 1846
Oat vo da Uaauffiahrung: Leopoldstädter Theater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt an drei aufeinanderfolgenden Tagen theils auf dem Schlosse des Barons von Massengold, theils in dem zu seiner Herrschaft gehörigen Städtchen Kobelstadt, theils am Ufer eines Flusses in der Nähe seine Schlößchens Eschenau
Personen
  • Baron von Massengold
  • Fräulein Ottilie, dessen Verwandte
  • Hermine, Mündel des Barons
  • Puffmann, Sekretär
  • von Gröning, ein junger Holländer
  • von Packendorf, von Lockerfeld, von Seewald, von Althoff, Freunde des Barons
  • Tupper, Kammerdiener
  • Rumpf, Schlosswärter
  • Franz, Friedrich, Heinrich, Bediente
  • ein Wirth
  • ein Kellner
  • Peter Span[1] Zimmermann
  • Klara, seine Schwester
  • Thomas Pflöckl, Zimmermann
  • Frau Hussbergerin, Wäscherin
  • Hänschen, ihr Sohn
  • Klopf, Klempner
  • Frau Klopfin
  • Netti, beider Tochter
  • Kübler, Bindermeister[2]
  • Frau Küblerin
  • Susi, beider Tochter
  • Schmalzer, Greisler[3]
  • Frau Schmalzerin
  • Flachs, Weber
  • Frau Flachsin
  • Spring, Biegel, Leicht, Schneidergesellen
  • mehrere Einwohner von Kobelstadt, Wächter, Kellner, Musikanten

Der Unbedeutende is a Poss'n mit G'saung in drei Aufzüg vom Johann Nestroy. Des Stückl is 1846 entstaund'n, zwaa Joahr vua da Revoluteaun von 1848/49[4] und aum 2. Mai von dem Joahr aum Leopoldstädter Theater, dea wås späta Carl-Theater g'hass'n håt, ois Benefiz-Vuastöllung füa'n Dichta söwa zum eascht'n Moi aufg'füaht wua'n.

Duach a Luag vom Sekretäa Puffmann kummt de Klara, de Schwesta vom „unbedeutenden“ Peter Span in Varuaf. Da Puffmann mechtat daduach seine Hintafotzichkeit'n vaschleian, de wås a hinta'n Ruck'n vom Baron von Massengold aug'stöit håt. Ea behauptet, ea warat da Klara iah hamlicha Liabhåwa, damit sei Auwes'heit in da Stådt an Grund håt.

„Der Alibi-Beweis steht fest; Triumph der praktisch-kasuistischen Genialität.“ (Erster Aufzug, sechzehnter Auftritt)[5]
Puffmann (Scholz) und Peter Span (Nestroy)

De Klara wiad drum von da gaunz'n Stådt z'weg'n an unsittilich'n Vahöitnis vadächticht und von olle g'schnitt'n. Sogoa'r iah Valobta Josef, da Sohn vom Thomas Pflöckl mechtat nix meah von iah wiss'n, und drum bemüht si da Peter um de Wiedaheastöllung von da Ehr' von seina Schwesta.

„Der Beschreibung nach muss es einer von die Herren gwesen sein, die immer beim gnädigen Herrn in Visit sind, oder der gnädige Herr Baron selber.“ (Dritter Aufzug, zweiter Auftritt)[6]

Duach a List und mit Hüif' von da Frau Hussbergerin iah'n Sohn Hänschen, dea wo da eigentlich Schuidiche aun dera Redarei is, kaunn da Peter Span in Puffmann sei Lüag'ng'schicht aufdeck'n und es gelingt eahm daduach da völliche Beweis füa de Unschuid von da endli wieda glücklich'n Klara:

„Glücklich sein is viel, aber ich hör auf, unglücklich zu sein – das ist noch weit mehr.“ (Dritter Aufzug, vierunddreißigster Auftritt)[7]

Weaksg'schicht'

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Da Stoff füa'n Nestroy sei Stückl staummt vom Michel Masson (Auguste-Michel-Benoit Gaudichot-Masson, 1800–1883, Pseudonym Michel Raymond) aus'n III. Baund von da Rauhmeng'schicht Daniel le lapidaire ou les contes de l'atelier (Daniel der Steinschneider oder Werkstatterzählungen), betit'lt Le grain de sable (Das Sandkorn)[8], ana im eascht'n Dritt'l vom 18. Joahrhundat spülat'n G'schicht. Üwasetzt is de Vazöhlung 1833 vom Lauritz Kruse in Leipzig wua'n, dramatesiat vom Karl Haffner (eigentli Karl Schlechter, 1804– 1876) ois Der Fassbinder[9] und aum 13. Mai 1842 in dera Fåssung mit kan b'sundan Eafoig im Theater an der Wien aufg'füaht wua'n.[10]

Da Auffüahrung vom Nestroy sein Unbedeutenden woa'r a Schreibpause von an Joahr vuarausgaunga, weu da Nestroy üwa schoafe Kritik'n vom Moritz Saphir in dem seina Zeidung Der Humorist[11] recht grantich woa. Dazua håt de Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle aum 24. Jänna 1846 (Nr. 21) g'schrieb'n:

„Ein Gerücht meldet: Nestroy werde kein Stück mehr schreiben. Er habe seine Feder für immer niedergelegt, er habe alle Lust verloren, je mehr eine Posse zu verfassen; ja nicht einmahl zu seinem Benefice wolle er sich hiezu verstehen. […] Wäre hieran gemeine und neidische Kritik schuld, sollte Hr. Nestroy diese nicht beachten, wie überhaupt solche Kritik schon längst der allgemeinsten Verachtung preisgegeben ist.“[12]

Da Nestroy håt von Juli bis Septemba 1845 a längare Tournee von Brünn üwa Berlin, Prag und München bis nåch sein cvon eahm g'liabt'n Graz g'måcht. Eascht im Mai 1846 woa des neuche Stückl featich und is – aa z'weg'n dera laungan Pause – begeistat aufg'numma wua'n.

Da Nestroy håt sei Stückl – aum Aufaung no Die Unbedeutenden g'hass'n – söwa ois „Posse“ bezeichn't, obwoi's scho aus da Sicht von seine Zeitgenoss'n eha da Moräukomödi oda goa'r in eansthåft'n Schaug'spüi zum zuarech'na warat. De Kritik håt in Unbedeutenden ois „das neue erzieherische Volksstück“ (Zitat) und ois Beginn von an neuch'n Kapit'l in da östarreichisch'n Literatuag'schicht g'sehg'n. De Richtung von dem Weak håt zwaa Joahr vua'n Ausbruch von da Revoluteaun in Zeitgeist und de Wünsch' von sein Publekum genau troff'n. Es is a politisch-demokratisch's Weak, des wås de Wende von ana Epoch'n doastöit.[10][13]

Da Otto Rommel maant, dass des Weak da „wichtigste Wendepunkt in Nestroys Entwicklung“ (Zitat) auf'n Weg von da Poss'n zum Ludwig Anzengruber sein büagalich'n Sitt'nstück warat. Da Schweapunkt liegat net meah auf de Liab'sg'schicht'n von reiche Nixtuara, untaschlågane Testament'n, Eabschåft'n und soichane Såch'n, sundan auf an Problem aus'n klaabüagalich'n Leb'n.[14]

Da Schluss fåsst de Idee von dem Stückl in an Såtz z'saumm:

„Wenn sie wieder einmal mit unbedeutende Leut' in Berührung kommen, dann vergessen sie ja die Lektion nicht, dass auch am Unbedeutendsten die Ehre etwas sehr Bedeutendes ist.“ (da Peter Span zum Puffmann; dritter Aufzug, vierunddreißigster Auftritt)[15]

In a Easchtauffüahrung håt da Nestroy den Zimmermann Peter Span, da Wenzel Scholz den Sekretär Puffmann, da Alois Grois den Thomas Pflöckl, da Ignaz Stahl den Bindermeister Kübler und da Franz Gämmerler den Herrn von Lockerfeld g'spüit.[16] Nåch'n Tod vom Wenzel Scholz im Joahr 1857 håt da Alois Grois dem sei Roi'n üwanumma.

Des Stückl woa von 1846 bis 1850 und daunn wieda 1852, 1854 und 1857 auf da Bühne zu sehg'n, zum Nestroy seina Lebzeit is's insgesaumt 92-moi aufg'füaht wua'n. Gåstg'spüla mit'n Unbedeutenden san in Prag (1846, 1849), Brünn (1846, 1847), Pest (1846), Berlin (1847), Graz (1846) und Lemberg (1850) g'wes'n. In de Zeidungsbericht' is g'staund'n, dass si des Weak „namentlich im Auslande keines besonderen Successes“ (Zitat) eafreui'n hättat könna.[17] Nåch'n Nestroy sein Tod is's eascht wieda 1881 sieb'n Moi im Carltheater und 1892 im a Joahr zavua aufg'speat'n Volkstheater in Wean aufg'füaht wua'n. Auf olle zwaa Bühnan håt da Ludwig Martinelli in Peter Span g'spüit, im Volkstheater håt a dazua no inszeniat. Aniche von de rar wuadanan Auffüahrungan san 1968 im Akademietheater und 1981 in ana Volkstheater-Produkteaun im Messepalast, des woa'n de ehemålich'n Hofstallungen, g'wes'n.

Des eig'nhändiche Manuskript vom Nestroy is in da Wienbibliothek im Rathaus vuahaund'n, wo des Tit'lbladl und da Beginn (bis zum Aufaung vom 3. Auftritt) föiht. Auf'n Bogen I (Peasonanvazeichnis) is unt'n rechts de Signatua vom Nestroy mit an rot'n Stift eakennboa. Weitare unvoiständiche Haundschrift'n von ana viaraktich'n Fåssung san aa no üwaliefat, aussadem a Haundschrift vom Couplet vom III. Act.[18]

De eig'nhändiche Partetua vom Adolf Müller seina dreiaktich'n Fåssung mit'n Vameak von da Easchttauffüahrung wiad in da Musiksammlung der Wienbibliothek aufg'hob'n.[19]

De zwaa Couplets vom Peter Span („So oft ich ein' Dachstuhl wo setz' auf a Haus“ und „Ja, so eine Krida wär' ganz etwas Neu's“) san de letzt'n, de noch zum Nestroy seine Lebzeit'n druckt wua'n san.[20][21]

Zeidungskritik

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De Kritik füa'n Nestroy sei neuch's Stückl woa duachaus posetiv und aa de begeistate Aufnauhm' duach's Publekum wiad dabei beschrieb'n (olle aug'fiaht'n Zeidungskritik'n staumman vom 5. Mai 1846).[22]

Der Sammler (Nr. 72, S. 285 f.) håt g'schrieb'n:

„Dieser ‚Unbedeutende‘ ist die bedeutendste diesjährige dramatische Dichtung aller Bühnen!“

In da Zeidung Die Gegenwart (Nr. 103, S. 48 f.) håt da Sigmund Engländer des Stückl „eines der besten Volksstücke der letzten Zeit, und vielleicht die beste Leistung Nestroy's“ g'hass'n.

In da Wiener Theaterzeitung (Nr. 107, S. 426) is vom Heinrich Joseph Adami vameakt wua'n :

„Ich habe schon viel Enthusiasmus in Nestroys Stücken erlebt, so wie an diesem Abend noch keinen.“

Da Eigenthümer und Redakteur vom Humorist, in Nestroy sei ewicha Gegna Saphir, dea wo vamutlich aa da Grund füa's a Joahr launge Nix-Schreib'n vom Dichta woa, håt gaunz stoiz festg'stöit (Nr. 107, S. 435 f.):

„Nicht ohne ein wenig Selbstgefühl machen wir hier die Bemerkung, dass die fortgesetzten Ermahnungen, welche wir an Hrn. Nestroy ergehen ließen, sein Talent nicht durch triviale Richtung und unsittliche Färbung zu entwürdigen, dass er großes Talent genug habe, um auf würdiger Bahn eben so Gutes zu leisten, von ihm beherzigt wurden, und dass ihm diese Beherzigung nicht geschadet hat.“

In da Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode vom Friedrich Witthauer is „die neue Bahn des Volksdichters Nestroy, der der wahren Bestimmung des Volksstückes im edleren Sinne des Wortes sehr nahegekommen ist“, augemeakt wua'n.[23]

Der Wanderer (Nr. 107, S. 426 f.) håt in Nestroy sogoa mit'n Ferdinand Raimund vaglich'n.

In da daumois gean und oft g'lesanan satirisch'n Zeidung Komische Briefe des Hans-Jörgel von Gumpoldskirchen an seinen Schwager in Feselau[24] über Wien und seine Tagesbegebenheiten, an fiktiv'n Briafwechs'l, aussageb'n von Josef Alois Gleich, woa'r aum 2. Juni 1846 (15. Jahrgang, Heft 11, S. 17–23) zum les'n:

„Da hab i einmal ein Stück g'seh'n, mein lieber Schwager, wo i auf mein'm ganzen Rückweg nach Speising[25] allerweil g'rufen hab: Bravo Nestroy! Bravo!“
  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, siebenter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 1–106 (Text).
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, achter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 275–355 (Anmerkungen).
  • Jürgen Hein (Hrsg.): Johann Nestroy; Stücke 23/II. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien/München 1995, ISBN 3-224-16936-2.
  • Franz H. Mautner (Hrsg.): Johann Nestroys Komödien. Ausgabe in 6 Bänden, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1979, 2. Auflage 1981, 5. Band. OCLC 7871586.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke, Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908, S. LXV–LXVIII, 105–171, 365–366.
  1. Span, maunchesmoi aa Spann, weanarisch Spau = entweda von (Hoiz-)Span oda vom Länganmåß Spanne
  2. Bindermeister, weanarisch Bindamasta = Fasslbinda, Küfer
  3. Greisler, Greißler, weanarisch Greißla = Leb'nsmitt'lhaundla
  4. schaug bei Revolution_von_1848/1849_im_Kaisertum_%C3%96sterreich
  5. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 26.
  6. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 51.
  7. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 82.
  8. Inhoitsaugåb in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 95–101.
  9. Inhoitsaugåb in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 485–533.
  10. 10,0 10,1 Franz H. Mautner (Hrsg.): Johann Nestroys Komödien. Band 5, S. 277.
  11. Der Humorist, Zeitschrift für Scherz und Ernst, Kunst, Theater, Geselligkeit und Sitte, Herausgeber Moritz Gottlieb Saphir von 1837 bis 1862.
  12. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 121.
  13. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S, 273-276.
  14. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. LXVII.
  15. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 83.
  16. Faksimile vom Theatazedl in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 551.
  17. Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 17. April 1847, Nr. 77, S. 306.
  18. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signaturen I.N. 29.846, 33.355[1], 33.355[2], 86.146, 86.147, 94.282, 33.355[3].
  19. Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur MH 878.
  20. Urs Helmensdorfer: Der Gesang ist ein Proteus. Band 1 von Wien - Musik und Theater, LIT Verlag Münster, 2010, ISBN 978-3-8258-0742-9; S. 164.
  21. Faksimiles in Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 555–560.
  22. Jürgen Hein: Johann Nestroy; Stücke 23/II. S. 202–241.
  23. K. K. priv. Theater in der Leopoldstadt. In: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Nr. 90, 5. Mai 1846, S. 359 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wzz
  24. Feselau = oide Schreibweis' füa Bad Vöslau, kummt vom slawisch'n Veselove
  25. Speising is heitz'tågs a Beziaksteu von Hietzing